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Etwa 1/8 Stunde westlich von dem Dickehof liegen in dem Walde die letzten Reste des sogen. Dickener Schlosses, bestehend in den Grundmauern eines viereckigen Thurms, die 5′ dick und theilweise noch 10′ hoch sind; der Thurm selbst hatte 16′ im Licht. Vor dem Thurm befindet sich ein kleiner Raum, der vermuthlich auch überbaut war. Im Rücken des Thurms, an der von Natur zugänglichen Seite, war die Burg mittelst eines tiefen Grabens befestigt. Einige, in neuerer Zeit hier vorgenommene Nachgrabungen haben Pfeilspitzen, Münzen, becherartige, rohe Gefässe, einen Morgenstern, einen Schlüssel etc. zu Tage gefördert.

Der andere zur Gemeinde gehörige Hof Waldeck liegt 3/4 Stunden südwestlich von dem Mutterort in dem Nagoldthale am Fuß eines Bergvorsprungs, dessen Scheitel die malerischen Ruinen der Burg Waldeck zieren.

Der aus einem ansehnlichen Wohngebäude und einer großen Scheune bestehende, ummauerte Hof, nebst 30 Mrg. Güter, wurde im Jahr 1856 von Alfons Georgii (Sohn des obigen Bergraths) an Jakob Friedrich Stälin und Söhne in Calw um 8000 fl. verkauft; von den übrigen zum Hof gehörigen Gütern, welche durchgängig aus Wiesen bestehen, behielt Georgii 38 Morgen, und etwa die gleiche Zahl verkaufte er an Privaten. Zunächst an dem Hof ist eine hölzerne Brücke über die Nagold angelegt, über welche die Landstraße (Wilhelmsstraße) von Calw nach Nagold führt. Der Hof hat keinen Brunnen und das Trinkwasser wird auf dem jenseitigen Ufer der Nagold geholt.

In dem Hofraum wurde in neuerer Zeit ein alter verschütteter Gang aufgedeckt und in demselben eine eiserne Platte gefunden, auf der die Mutter Gottes mit dem Kinde und die Apostel Petrus und Paulus nebst germanischen Ornamenten in Hautrelief schön dargestellt sind. Der Eigenthümer des Hofs hat diese Platte an einer Terrasse einmauern lassen.

Westlich von dem Hof erhebt sich ein steiler, bewaldeter Bergausläufer, um den die Nagold in einem großen Bogen fließt und der nur von der westlichen Seite von Natur leicht zugänglich ist. Auf diesem schmalen Bergscheitel, der sich gegen seine Spitze etwas verbreitert, stehen die ansehnlichen Ruinen der Stammburg der Truchseßen von Waldeck, welche aus dem dichten Walde hervorragend, der Gegend einen besondern Schmuck verleihen. Die Burg war außerordentlich fest und namentlich auf der von Natur zugänglichen Seite in hohem Grade vertheidigt. Kommt man von dieser Seite (Westen) her, so gelangt man bald an einen durch den Felsen gebrochenen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_337.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)