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etwas Feldbau und Viehzucht ihr Auskommen zu sichern suchen. Eine besondere Erwerbsquelle bildet auch das Einsammeln von Waldsamen, namentlich Fichtensamen, mit dem sich in günstigen Samenjahren beinahe sämmtliche Einwohner beschäftigen und eine erkleckliche Summe verdienen. Im Allgemeinen sind die Einwohner fleißig, rührig und sparsam. Zu Ende des 17. Jahrhunderts aus Piemont eingewandert (vgl. unten und Perouse in der Oberamtsbeschr. Leonberg), können sie sowohl in ihrem Äußern, wie in ihrem Benehmen ihre fremde Abkunft nicht verläugnen; ihre Gesichtsfarbe ist ziemlich bräunlicht, die Haare beinahe durchgängig schwarz, wie überhaupt ihr ganzes, gewandtes, aufgewecktes Wesen viel italienisches verräth. Beinahe in sämmtlichen Waldenser Familien wird ein französisches Patois gesprochen, obgleich seit einigen Jahrzehnten in Kirche, Schule, wie im öffentlichen Umgang die deutsche Sprache die übliche ist.

Die kleine, unansehnliche Kirche, auf deren vordern Giebelseite ein Thürmchen (Dachreiter) mit zwei Glocken, die eine 1843 gegossen, sich befindet, ist sowohl in ihrem Äußeren als Inneren gänzlich schmucklos; es fehlt sogar die Orgel und anstatt des Altars dient ein einfacher Tisch, der auch die Stelle des Taufsteins vertritt. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde zu bestreiten.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb (südlich) des Orts.

Das in der Nähe der Kirche stehende Pfarrhaus befindet sich in gutem baulichen Zustande.

Das Schulhaus, in welchem sich ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath befinden, steht ebenfalls nahe der Kirche.

Neben der Volksschule ist eine Industrieschule, deren Lehrerin von der Centralstelle des Wohlthätigkeitsvereins belohnt wird, vorhanden.

Ein laufender und 3 Pumpbrunnen liefern das ganze Jahr hindurch ein sehr gutes Trinkwasser. Eine Wette ist im Ort angelegt.

Die nicht große Markung hat im Allgemeinen einen ziemlich unfruchtbaren, schweren, kalten Thonboden, der aus der Verwitterung des Wellenmergels besteht. Auch die klimatischen Verhältnisse sind wegen der nahen Waldungen ziemlich ungünstig, so daß die Ernte um 8 Tage später eintritt als in dem nur 1/2 Stunde entfernten Ort Alt-Hengstett. Hagelschlag kam seit Menschengedenken nur einmal, im Jahr 1832, vor.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben; man baut in dreizelglicher Wirthschaft hauptsächlich

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)