Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und 25.000 St. Wellen aus den Staatswaldungen zu beziehen, hievon erhält jeder Bürger 3/4 Klafter und 50 St. Wellen; der Überschuß wird zu Gunsten der Gemeindekasse angelegt.

Auch besitzt die Gemeinde noch etwa 5 Morgen Güter, die ihr einen jährlichen Pacht von 67 fl. eintragen.

Das Vermögen der Stiftungspflege belauft sich auf etwa 4000 fl. Stiftungen zu Brod, Schulbücher etc. sind ziemlich viele vorhanden, und den Ortsarmen wird jährlich von Seiten der Gemeinde 4–500 fl., von Seiten der Stiftungspflege 190 fl. zur Unterstützung gereicht; im Ganzen werden ungefähr 30 Personen unterstützt. Die Gemeindeschadensumlage beträgt daher gegenwärtig 1300 fl. (über Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.)

Die Gemeinde hat das Recht, alljährlich 5 Flachs-, Vieh- und Krämermärkte und überdieß noch einen besonderen Flachsmarkt abzuhalten, welch letzterer sehr besucht wird.

Wappen der Stadt Liebenzell.
Wappen der Stadt Liebenzell.

Das Stadtwappen ist ein in einer Wanne Badender, seit der Ankunft der Stadt an Württemberg mit einem württembergischen Hirschhorn darüber.

Nordwestlich der Stadt erhebt sich der Schloßberg, ein schön geformter Bergvorsprung zwischen dem Längenbach- und dem Nagoldthale; auf ihm erheben sich die malerischen Ruinen der Burg Liebenzell, welche wohl zu den schönsten in Württemberg gezählt werden dürfen. Von drei Seiten natürlich fest, war die vierte, nordwestliche, durch einen tiefen, nun größtentheils ausgefüllten Graben unzugänglich gemacht, überdieß ist an dieser Seite ein sehr fester, noch wohl erhaltener Thurm angebracht, an dessen beiden Seiten eine je 35′ lange, 10′ dicke und 62′ hohe Mauer (Mantel) fortzieht, die mit der Rückseite des Thurms eine gleichlaufende Fläche bildet und an ihren beiden Enden vollkommen häuptig gearbeitet ist. Dieser Thurm mit dem anstoßenden Mantel (Flankenmauer) diente ebenfalls zur Befestigung der von Natur zugänglichen Seite und bildete den ältesten Theil der Burg, an den die übrigen Gebäude erst später angebaut wurden. Der Thurm ist viereckig und wie der anstoßende Mantel aus Buckelsteinen erbaut; seine Höhe beträgt 120′ und die Dicke seiner Mauern 8′. Der ursprüngliche rundbogige Eingang befindet sich an der Ostseite 30′ über der Erdfläche. Der Thurm hatte bis zu einer Höhe von etwa 100′ nie einen steinernen Einbau, was sich aus der ganzen Construktion leicht wahrnehmen läßt, indem an den Innenseiten desselben noch deutlich die Absätze (Kragsteine) sichtbar sind, auf denen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)