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Gemeindewaschhäuser sind 2 vorhanden; auch befindet sich ein Armenhaus im Ort.

Gutes Wasser liefern 3 laufende Brunnen, die übrigens in trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß das Wasser 1/8 Stunde südlich vom Ort im Erchinger Brunnen geholt werden muß. Auf den Fall der Feuersgefahr sind 2 Wetten angelegt.

Die Einwohner sind von schönem, kräftigem Körperbau und erfreuen sich einer guten Gesundheit; sie bauen mit vieler Ausdauer ihre größtentheils nicht sehr ergiebigen Felder, deren Boden vorzugsweise aus den nahrungsarmen Verwitterungen des Wellendolomits, aus schwerem Thon und aus den Verwitterungen des rothen Schieferlettens besteht. Auch die klimatischen Verhältnisse sind nicht besonders günstig, indem Frühlingsfröste und kalte Nebel öfters auf die ziemlich ausgedehnte Obstzucht nachtheilig einwirken. Hagelschlag kommt sehr selten vor. Bei diesen ungünstigen natürlichen Verhältnissen ist es kein Wunder, daß die Einwohner, ungeachtet ihrer Thätigkeit zu den unbemittelteren der Umgegend gehören und genöthigt sind, durch Holzmachen und Taglohnen, wozu der nahe gelegene Dickehof viele Gelegenheit bietet, ihr spärliches Auskommen zu sichern. In samenreichen Jahrgängen wird von den meisten Einwohnern Holzsamen, vorzugsweise Fichtensamen gesammelt und aus demselben ein namhafter Erlös erzielt. Der größte Güterbesitz beträgt 30 Morgen, der mittlere 12 Morgen, Viele besitzen gar kein Grundeigenthum. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 2 fl.–400 fl. und die der Wiesen von 75 fl.–700 fl. per Morgen.

Die Landwirthschaft wird möglichst gut getrieben und verbesserte Ackergeräthe, wie der Brabanter Pflug, Walze etc. haben allgemein Eingang gefunden. In dreizelgiger Wirthschaft mit 1/12 eingebauter Brache zieht man die gewöhnlichen Cerealien, Futterkräuter (hauptsächlich Luzerne), Kartoffeln, wenig Hanf und Reps. Der durchschnittliche Ertrag der Güter ist um 1/3 geringer als in Stammheim. Die Felderzeugnisse reichen im Allgemeinen zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses nicht hin.

Die Wiesen, welche nicht bewässert werden können, ertragen 10–25 Centner Heu und 5–12 Centner Öhmd per Morgen; das Futter ist größtentheils gut und reicht für den vorhandenen, verhältnißmäßig nicht geringen Viehstand, dem übrigens auch noch mit Futtersurrogaten aller Art nachgeholfen wird.

Die Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit Zwetschgen und späten Mostsorten; in ganz günstigen Jahren wird auch Obst nach Außen verkauft.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)