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erhob sich das Kloster wieder bedeutend; in dieser Zeit lieferte es in seinem Mönche Nicol. Baselius aus Dürkheim am Hardgebirge auch wieder einen Schriftsteller, doch hat der Verfasser seine Chronik, welche einen Anhang der Nauclerischen bildet und die Jahre 1501–1513 begreift, aus dem Werke seines Lehrers Trithemius fast ganz wörtlich entnommen.

Unter den protestantischen Äbten, so lang diese noch hier wohnten, machte sich der zweite, Joh. Parsimonius (Karg) 1569 † 1588, durch seine Sammlungen um die Geschichte seines Klosters verdient (Hdschr. der k. öff. Bibl. in Stuttg. hist. Q. nr. 198, Lessing a. a. O. 5, 242–255, vgl. auch Steck 21).

Das neue Emporblühen Hirschau’s durch den Abt Wilhelm fällt in eine Zeit, welche den Klöstern für große Gütererwerbungen besonders günstig war, und so wurden die Besitzungen des Klosters Hirschau, deren Bestand bis gegen Ende des 12. Jahrh. herab der Cod. Hirsaug. aufführt, besonders ausgedehnt. In entfernten Gegenden gehörten dahin in seiner Blüthezeit die Priorate Fischbachau in Bayern, Schönrain am Main, Mönchsroth im Ries (Materialien zur Oetting. Gesch. 4, 171. 5, 403, Trithemius Annal. Hirsaug. 2, 534), die Probstei Alspach im Elsaß, eine unter dem Abt Bruno † 1120 gestiftete Colonie Hirschau’s, deren Mönche späterhin nach Hirschau verpflanzt wurden. Es hatte mehrere Höfe bei Straßburg, Kaisersberg, Weinberge bei Bingen und bei Meckenheim (an der Hard), Besitzungen überhaupt an verschiedenen Punkten des jetzigen badischen Ober- und Unterlandes[1], von den ansehnlichen im nahegelegen Pforzheim nicht zu reden (s. eine Aufzählung von vielen Gütern in Stälin Wirt. Gesch. 2, 694–696). Seine Hauptgüter und Rechte bestanden natürlich auf dem jetzigen Wirtembergischen Boden, wo von ihm auch das Priorat Reichenbach abhängig war. Unter seine verschiedene Besitzthümer gehörten manche Kirchensätze, welche es sich einverleiben ließ; das letztere geschah 1399 mit der Kirche zu Pletzschenau, Ditzingen und Döffingen in und nach der Mitte des 14. Jahrh. mit der zu Calw, in der Altstadt Pforzheim, zu Weil der Stadt und Gültstein (O.A. Herrenberg); am 4. Mai 1468 erhielt es durch die Erzherzogin Mechtild, Mutter Graf Eberhards im Bart von Württemberg, die Kirche und das Patronatrecht in Böblingen geschenkt (Eb. 3, 494) und ließ auch diese Kirche sich bald darauf incorporiren. An Veräußerungen und sehr großen Güterverlusten überhaupt fehlte es freilich auch nicht; beispielshalber kam durch Tausch hinweg am Ende des 11. Jahrh. das Priorat Weilheim, als solches nach St. Peter bei Freiburg verlegt wurde, gegen Entschädigung durch Güter in Gültstein; im J. 1319 wurde Schönrain am Main mit ein Paar zugehörigen Dörfern an Ludwig von Rieneck


  1. Ein Hirschauer Weisthum für Bauerbach (bad. Amt Bretten), einen im J. 1511 an das Domstift Speyer verkauften Ort, s. bei Grimm Weisthümer 1, 403–406.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)