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er freilich auch von K. Heinrich IV. und seinen Anhängern, wie von Bischof Werner von Straßburg im J. 1077 (Pertz Mon. 14, 222), manches zu leiden hatte, dagegen dem Gegenkönige Rudolf, welcher allhier Pfingsten 1077 feierte, Güterschenkungen verdankte (Cod. Hirs. 26a). Er hatte ein ehrfurchtgebietendes Äußeres, eine starke Stimme und eine hinreißende Beredsamkeit, war ein Freund und gelehrter Kenner der Wissenschaften und Künste, namentlich der Mathematik, Sternkunde, Musik und Baukunst. Um die Philosophie und Sternkunde machte er sich als Schriftsteller verdient. Ein großer Bücherfreund, richtete er in Hirschau eine Schreibschule vortrefflich ein. Um die Verbesserung des Ordens in Deutschland und des in tiefen Verfall gerathenen Klosterlebens erwarb er sich große Verdienste. Durch ihn war überhaupt unter den Klöstern, welche ganz angeschlossen an Clugny die dortige Zucht auf Veranstalten P. Gregors VII. zur Herrschaft bringen sollten, für nah und fern das Kloster Hirschau der stärkste tonangebende Vorposten. Der Clugnysch-Hirschauische Orden verbreitete sich nach allen Seiten; Hirschauer Mönche kamen nach Reichenbach an der Murg und St. Georgen an der Donauquelle, nach Schaffhausen am Rhein, Petershausen und Pfeffers, nach Weilheim (später nach St. Peter bei Freiburg im Breisgau verlegt), Zwiefalten, Lorch, Blaubeuren und Isny, Wiblingen und Ochsenhausen, nach Comburg in Franken, nach Fischbachau, Scheiern, Prüfling und Ensdorf in Bayern, nach dem Petersberg bei Erfurt, Reinhartsbrunn, Gosek, Hasungen und Magdeburg, nach Admunt in Steiermark, St. Paul in Kärnthen. Ein Erzbischof (Thiemo von Salzburg), mehrere Bischöfe und eine Menge Äbte gingen unter ihm oder bald darauf aus dem Kloster hervor. Er starb nach den sichersten Berichten am 5. (nach andern am 4.) Juli 1091 (Pertz Mon. 14, 221. Anm.) Sein Nachfolger war Gebhard, aus dem Geschlecht der Grafen von Urach, der das durch ihn 1092 vollendete neue Kloster bezog, von P. Urban II. die Bestätigung der früheren Bulle Gregors VII., des Besitzes der Priorate Reichenbach (an der Murg) und Fischbachau (östlich vom Schliersee), auch verschiedener, die Abtswahl, den Eintritt in’s Kloster, die Geschenkten u. s. w. betreffenden Privilegien erhielt (den 8. März 1095 und 1099). Schirmvogt des Klosters sollte allein der Kaiser sein[1], dem Abt und Convent aber freistehen, ein hiezu tüchtiges Mitglied des Calwer Grafengeschlechts zum Untervogt zu wählen. Noch am 8. Juli 1215 und im Januar 1223 versprach auch K. Friedrich II., die schon von seinen Vorgängern bekleidete Schutzvogtei des Klosters nie vom Reiche zu veräußern oder als Lehen zu vergeben. Auch an Wohlthätern, welche das Kloster mit mehr oder minder reichlichen Schenkungen bedachten, von denen freilich entferntere und zerstreutliegende demselben öfters bald wieder entrissen wurden, fehlte es nicht und so gedieh Hirschau fortwährend. Seine Vorsteher waren meist tüchtige,


  1. Noch 1277 und [...] war Graf Albrecht von Hohenberg, als königlicher Landvogt in Schwaben, Klostervogt.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)