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Ein laufender Brunnen ist vorhanden, der jedoch in trockenen Sommern seinen Dienst versagt, so daß das Wasser in Oberkollbach geholt werden muß.


Geschichte des Klosters[1].

Bei dem Kloster Hirschau zählt man eine dreimalige Stiftung. Die erste angeblich von 645 ist ganz mythisch und kam erst 1534 durch die deutschen Aufzeichnungen, welche Abt Johann von Hirschau vom Speirer Domcapitel erhielt (Crusius Annal. Suev. pars 2, 41), zur Kenntniß der Hirschauer Klostergeistlichkeit selbst. Sie lautet: Einer kinderlosen edeln Wittwe Helizena von Calw erscheint im Traum eine Ebene, auf welcher aus einem Stamme drei Fichtenbäume emporsproßten, mit der Mahnung, allhier eine Kirche zu gründen. Des Morgens geht sie in Begleitung einer Magd und zweier Diener hinaus, trifft das im Traum erschienene Wahrzeichen und stiftet nach eingeholter Einwilligung ihrer Verwandten, namentlich Egwards und Lupolds eine Kirche mit reicher Güterausstattung. Sie kleidet sich selbst als Nonne ein. Geschichtlich ist die zweite Stiftung unter K. Ludwig dem Frommen (814–840)[2]. Bischof Noting von Vercelli kam, so heißt es, im J. 830 auf Besuch zu seinem Vater, dem Grafen Erlafried, Stammherrn der Calwer Grafen und brachte die ihm kurz zuvor vom Erzbischof von Mailand geschenkten Gebeine des heiligen Aurelius, Bischofs von Redicia († 383) mit. Um ein solches Heiligthum würdig aufbewahren zu können, schlug er seinem Vater den Bau eines Klosters vor, worauf dieser auch willig einging. Bis zur Vollendung des Baus brachte man die Heiligengebeine


  1. Quellen: Codex Hirsaugiensis, mit der Erwerbung Kl. Weingartens an Württemberg zurückgekommen, jetzt im Stuttgarter Staatsarchiv, Ausgabe Stuttgardiae 1843 (in der Bibliothek des literarischen Vereins Bd. 1). Trithemius († 1516 als Abt zu St. Jakob in Wirzburg) Chronicon Hirsaugiense Basil. 1559 fol. und Annales Hirsaugienses 1. 2. Typ. monast. S. Galli 1690, in welch letzterem Werke das Chronicon erweitert und überarbeitet und bis 1513 herabgeführt ist. (Diese Arbeiten des Trithemius sind übrigens zugleich allgemeine Geschichten.) Urkunden bei Besold Docum. 513–633. Nach der Ankunft Weingartens an Württemberg im J. 1806 kamen aus dem dortigen Klosterarchiv Hirschauer Urkunden, welche im 30jährigen Krieg nach Weingarten geflüchtet worden waren, an das K. Staatsarchiv. Neuere Hilfsmittel: Christn. Daniel Christmann, Gesch. des Kl. Hirschau. Tüb. 1782. Steck (s. ob.).
  2. So gewiss der folgenden sog. dritten Stiftung eine frühere voranging, so muß freilich über die Richtigkeit obiger Einzelnheiten bei der sog. zweiten Gründung vieles dahin gestellt bleiben, da außer dem Erlefredus quidam nobilis senator et religiosus et Notingus filius ejus Uercellensis episcopus ... tempore Ludowici pii regis und der Benennung der Stiftungsgüter, was Alles in der Urkunde K. Heinrichs IV. vom 9. Oct. 1075 steht, und außer der kurzen Nachricht in dem um einige Jahrhunderte jüngern Codex Hirsaug., alle übrigen oben erzählten Nebenumstände sich bei keinem älteren Schriftsteller, als bei Trithemius finden, von welch letzterem man weiß, wie bei ihm in älteren Zeiten die fehlenden Geschichtsdaten durch Dichtungen ersetzt sind und wie er auch in den Perioden, aus welchen wirkliche Klosterurkunden benützt werden konnten, schon in der Äbtereihe mit diesen Urkunden mehrmals im Widerspruch steht.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)