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nur mit Hacke willkürlich und ohne Brache betrieben, dagegen ist der Wiesenbau von einigem Belang; die Wiesen liefern ein gutes Futter und zwar im Durchschnitt von dem Morgen 25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd. Die Preise der Wiesen bewegen sich von 300–500 fl. und die der Äcker von 200–400 fl. per Morgen.

Die verhältnißmäßig nicht unbedeutende Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit Mostsorten, etwas Tafelobst und wenig Zwetschgen. Frühlingsfröste schaden nicht selten dem Obst, weil in dem sonnigen Thale die Bäume bald zu treiben beginnen und dann bei eintretender Kälte leiden. Die Luftströmungen, welche hier aus den Thälern nach allen Richtungen Zutritt haben, begünstigen einerseits die Fröste, andererseits halten sie die Luft in steter Bewegung, was besonders im hohen Sommer das Klima sehr angenehm und gesund macht, daher auch epidemische Krankheiten zu den Seltenheiten gehören. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Rindviehzucht ist nicht ausgedehnt; sie wird durch 2 veredelte Landfarren, die ein Bürger gegen eine jährliche Entschädigung von 50 fl. nebst der Nutznießung von 21/2 Morgen Wiesen hält, nachgezüchtet.

Von den zahlreichen Gewerben, welche die Hauptnahrungsquellen der Einwohner bilden, nennen wir:

1) Die Saffianfabrik von Gebrüder Zahn (Firma: J. F. Haßenmajer und Zahn); sie liegt an dem Schweinbach, beschäftigt 25 Personen und liefert Saffian und gefärbtes Schafleder; auch wird etwas Lohgerberei getrieben. Die Fabrikate finden ihren Absatz größtentheils in den Zollvereinsstaaten, übrigens auch in Österreich und Holland. Die Fabrik wurde im Jahr 1788 von Calw, wo sie im Jahr 1766 durch Haßenmajer und Flößer gegründet worden war, hieher verlegt und nimmt unter den Saffianfabriken Württembergs eine der ersten Stellen ein.

2) Die Wollspinnerei von Ölschläger und Stottele, früher Papierfabrik von Ludwig Ferber, beschäftigt 8–10 Personen und arbeitet um den Lohn für Calwer Tuchfabrikanten.

3) Die Papierfabrik von Gottlieb Ferbers Kinder beschäftigt 3–4 Arbeiter; sie liefert hauptsächlich Pappendeckel und Preßspähne für Tuchmacher.

4) Die Löffelfabrik von Gottlieb Beeri liefert Löffel von Eisen und verzinnt; Arbeiter 8–10; Absatz hauptsächlich in das Inland und in geringer Ausdehnung nach Baden. Das Dutzend Eßlöffel kann zu 36 kr.–1 fl., das Dutzend Kaffeelöffel zu 24 kr. abgegeben werden. Die Löffelfabrikation unterscheidet sich von der im Erzgebirge

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)