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man daselbst einen Balken, der dem Riesen als Stab gedient haben soll. – Ein schöner Bogen, welcher zwischen dem Chor und Schiff der Kirche noch im Februar 1792 stund, stürzte damals zusammen. Die Kirche hatte 3 Thürme, der eine erhob sich auf den Kreuzungspunkt des Querchors mit dem Mittelschiff und war achteckig. An der westlichen Seite der Kirche, genau in der Verlängerung der Abseiten des Langhauses, befand sich ein quadratischer Vorhof (Paradies), in dessen südlichen und nördlichen Ecken Thürme standen, von denen der nördliche noch vollkommen erhalten ist und der ganzen Gegend als besondere Zierde gereicht. Der im romanischen Styl erbaute Thurm ist viereckig, über 100′ hoch und besteht aus sechs Stockwerken, von denen die zwei obersten gekuppelte Rundbogenfenster mit runden Zwischensäulen haben, welche mit Würfelknäufen und erhöhten Aufsätzen versehen sind. Am Gesimse des obersten Stockwerks zieht sich ein Rundbogenfries hin. Die 3 unteren Stockwerke sind durch vortretende Pfeiler in Felder getheilt und auf dem Gesimse des zweiten Stockwerks ruhen, weit aus der Wand hervortretend, in kolossalem Maßstab roh gearbeitete, abenteuerliche Menschen und Thiergestalten; auf der westlichen Seite kniet unter dem Pfeiler ein Mann, der seine Rechte vor die Augen hält, zu beiden Seiten sind Hirsche angebracht, an welche sich gegen die Ecken des Thurms Löwen anreihen; letztere hängen durch die Köpfe mit Löwen auf den andern Seiten zusammen, so daß die 4 Tragpfeiler des Thurms durch 8 Löwen gleichsam bewacht sind. Auf der südlichen Seite ist ein sitzender Mann mit Laientracht und lockigem Haupthaar, der mit beiden Händen den mittleren Pfeiler trägt; zu beiden Seiten befinden sich ebenfalls Hirsche, jedoch in ganz demüthiger Stellung, und an den Ecken sind die Löwen angebracht. Die Nordseite zeigt unter dem Pfeiler einen sitzenden Mönch mit geschorenem Haupt, zu seiner Rechten steht ein Bock, zur Linken befindet sich ein Rad und eine kleine Menschengestalt, während an den Ecken die beiden Löwen wieder angebracht sind. Von Seiten der Finanzverwaltung wurde im Jahr 1839 dieser Thurm durch Anlegung einer bequemen hölzernen Treppe im Innern besteigbar gemacht; oben angelangt, wird man überrascht von der freundlichen Aussicht über das ehemalige Kloster und dessen anmuthige Umgebungen. Der auf der Südseite gestandene Thurm ist bis auf wenige Grundreste ein Opfer der Zerstörung geworden. 1

Der Boden der ehemaligen Peterskirche wurde in den Jahren 1835/36 in einen Garten umgewandelt und bei dieser Veranlassung sind mehrere Gräber mit Grabplatten, die Inschriften enthielten,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)