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an einer Scheune sehr stark hervortretend, alsbald zu einer Wette geschwellt wird. Der eigentliche Ursprung dieses Bachs ist 1/2 Stunde vom Ort im Irmthal, wo übrigens der Bach nach kurzem Lauf wieder verfällt und unterirdisch fortlauft, um erst im Ort selbst für immer zu Tage zu treten. Der Bach treibt 1/4 Stunde unterhalb des Orts eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang und 1/4 Stunde unterhalb derselben eine Ölmühle, die zugleich einen Mahlgang enthält.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, welche seit Menschengedenken von epidemischen Krankheiten verschont blieben, sind sehr fleißig und finden ihre Nahrungsquellen im Feldbau und Viehzucht, indem die Gewerbe, mit Ausnahme einer Ziegelhütte, nur den örtlichen Bedürfnissen dienen. Schildwirthschaften bestehen drei und ein Kaufmann, wie auch ein Krämer sind vorhanden. Die Vermögensumstände gehören zu den besseren des Bezirks, indem der sogen. Mittelstand vorherrscht und eigentliche Arme nur wenige im Ort sich befinden. Der vermöglichste Bürger hat einen Güterbesitz von 33 Mrg., während der größere Theil der Einwohner 10–15 Mrg. besitzt; die Unbemittelteren haben 1–2 Mrg. und nur wenige sind ohne Grundbesitz. Die Markung ist so sehr vertheilt, daß die meisten Grundstücke nur 1/41/2 Mrg. betragen.

Bemerkenswerth ist, daß auf der Ortspfarrei seit 86 Jahren sich nur 2 Geistliche folgten, M. Klinger, der Vater, von 1772 bis 1828, und der Sohn, seit 1828 im Amt. Im Jahr 1822 feierte der Vater sein 50jähriges, im Jahr 1853 der Sohn sein 25jähriges Amtsjubiläum.

Die unebene, von mehreren Thälchen durchzogene, ausgedehnte Markung hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der neben günstigen Diluviallehmablagerungen meist aus Humus und den Verwitterungen des Hauptmuschelkalks besteht, dessen Bruchstücke zum Theil in großer Anzahl auf den Feldern herumliegen oder in langen Steinwällen (Steinriegeln) aufgehäuft sind, was der Gegend ein etwas steriles Ansehen gibt, obgleich diese steinreichen Äcker meist sehr gute und reichliche Früchte erzeugen. Auch zu Straßenmaterial und zum Kalkbrennen werden diese Muschelkalktrümmer häufig benützt.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und die Luft ist sehr gesund; Hagelschlag kommt höchst selten vor, dagegen schaden zuweilen Frühlingsfröste dem Obst und den feinern Gewächsen.

Die Landwirthschaft wird mit vieler Umsicht und großem Fleiß betrieben; landwirthschaftliche Neuerungen, wie verbesserte Pflüge, Walzen, Repssämaschinen, einfache Joche etc. haben Eingang gefunden,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)