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mit einem einfachen Zeltdach versehen. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, von Jakob Friederich v. Bouwinghausen-Wallmerode und dessen Gemahlin Sophia Potentia v. Sperverseck gestiftet, und zwar die 2 kleineren, jedoch in neuerer Zeit umgegossenen im Jahr 1655; die große, sehr schön tönende ist im Jahr 1670 gegossen worden. Das Innere ist, wie auch das Äußere der Kirche, weiß getüncht und bewahrt übrigens noch manches Bemerkenswerthe, namentlich ist die in spitzen Bogen gewölbte, hölzerne mit schönen germanischen Schnitzwerken versehene Decke des Langhauses sehr interessant; der achteckige Taufstein stammt aus der frühgermanischen Periode und enthält auf einer Seite einen sehr alten Christuskopf und auf den sieben weiteren germanische Ornamente. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den mit künstlichem Netzgewölbe gedeckten Chor, dessen Gewölbegurten von acht gut ausgeführten mit Spruchbändern versehenen Brustbildern ausgehen und sich an vier Schlußsteinen vereinigen; die letzteren enthalten von Westen nach Osten 1) eine Rosette, 2) die heil. Catharina, 3) die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, 4) einen Bischof in einem Buche lesend. Im Chor stehen sehr gut geschnittene Chorstühle, welche von demselben Meister, der die Decke schnitzte, gefertigt wurden; an einem derselben ist das Wappen der Herrn v. Bouwinghausen eingeschnitten.

Das in neuerer Zeit gründlich verbesserte Pfarrhaus liegt frei und mit schöner Aussicht unfern der Kirche; die Unterhaltung desselben hat der Staat. Im Jahr 1835 erkaufte die Gemeinde das Gasthaus zum Ochsen um 3150 fl. und richtete in demselben die Schule mit 2 geräumigen Lehrzimmern, die Wohnungen für den Lehrer und den Unterlehrer, wie auch die Gelasse für den Gemeinderath ein. Eine Industrieschule besteht seit 1836. Armenhäuser sind zwei vorhanden.

Die gut erhaltenen Ortsstraßen sind theils gepflastert, theils steinbeschlagen. Die gerade nicht besonders ansehnlichen, aus Holz erbauten Wohnungen haben zum Theil noch Schindelbedachung.

Im Ort befinden sich 2 laufende und 2 Schöpfbrunnen; das Wasser ist ziemlich gut, fließt übrigens in ganz trockenen Sommern so spärlich, daß man in dem 1/4 Stunde entfernten, wasserreichen Weltenschwann den Wasserbedarf holen muß. Ein kleiner Feuersee ist im Ort angelegt.

Die im Allgemeinen sehr fleißigen und sparsamen Einwohner sind mit Ausnahme einzelner Vermöglichen in der Mehrzahl minder bemittelt, viele sogar arm zu nennen; ihre Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, Viele suchen sich durch Holzmachen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)