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und 3) Maria mit dem Jesuskinde. Die Gewölbegurten gehen von Consolen aus, die Fratzengesichter vorstellen. Im Chor befindet sich auch ein im germanischen Styl gut gearbeitetes Sacramenthäuschen, unter dem das Schweißtuch der h. Veronica angebracht ist. Die Kirche bewahrt mehrere alte Grabdenkmale, auf denen meist Kreuze und Kelche dargestellt sind, die bekunden, daß sie Geistlichen angehören; vor dem Altar auf dem Boden ist die Grabinschrift eines Johannes de (Seite abgeschlagen) vom J. 1366, im Chor auf dem Boden die einer Bulacher Nonne Irmengardis † 1389. In einem Chorfenster ist die gemalte Jahrszahl 1495 angebracht. Um die Kirche liegt der ummauerte Begräbnißplatz.

Hinter der Kirche stand ein Kloster, von dem man zuweilen noch Grundreste trifft, und vor etwa 10 Jahren wurde hier ein mit gemodelten Backsteinplättchen belegter Fußboden ausgegraben.

Das in der Nähe der Kirche stehende, ansehnliche Schulhaus, welches im Jahr 1838 mit einem Aufwand von 4000 fl., wozu der Staat 300 fl. beitrug, erbaut wurde, enthält 2 geräumige Lehrzimmer, die Wohnung des Schullehrers und die Gelasse für den Gemeinderath; an der Schule unterrichtet ein Lehrer und ein Lehrgehilfe. Eine Industrieschule mit einem Beitrag des Wohlthätigkeitsvereins von 15 fl. jährlich besteht seit dem Jahr 1851.

Der Ort bezieht sein nicht gutes Trinkwasser aus 2 laufenden und 6 Ziehbrunnen, die jedoch häufig ausbleiben, so daß die Einwohner genöthigt sind, ihr Wasser in dem 1/2 Stunde entfernten Ziegelbachthal zu holen; in dem kalten Winter von 1829/30 mußte das Vieh sogar in das 3/4 Stunden entfernte Nagoldthal zum Wasser getrieben werden. Gegen Feuersgefahr und zum Tränken des Viehs sind 5 Weiher (Hülben) angelegt. Auf der Markung entspringen mehrere gute Quellen, von denen der sogen. Seckinger der bedeutendste ist; sie erscheinen jedoch nur in dem Nagold- und Teinachthale. Periodisch fließende Quellen, sogen. Hungerbrunnen, befinden sich etwa sechs in der Nähe des Orts.

Die im Allgemeinen nicht besonders kräftigen, übrigens gesunden Einwohner sind mit wenig Ausnahmen geordnete, fleißige Leute, die sich vorzugsweise durch Feldbau und Viehzucht ihr Auskommen sichern, während die Unbemittelten, deren Zahl nicht gering ist, sich durch Taglohnarbeiten in Calw etc. ihren Unterhalt suchen. Die Gewerbe beschränken sich mit Ausnahme der Weber, die häufig auf Bestellung nach Außen arbeiten, nur auf die nöthigsten Handwerker; eine Schildwirthschaft und eine Krämerei sind vorhanden. Die öconomischen Verhältnisse gehören zu den geringeren und nur einige

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)