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Entstehung der Wollfabrikation bildete, so jetzt zu den bedeutendsten des Landes gehören und eine weit verbreitete Kundschaft haben; sie beschäftigen durch Wasser getriebene Farbholzschneidereien und haben an Küppen, Kesseln, Trocknungsanstalten zweckmäßige Einrichtungen.

Wie die Zeugfabrikation allmählig in die Tuchfabrikation überging, so folgte der Strumpfweberei, welche – derzeit von minderer Ausdehnung – lange Zeit durch Absatz nach Rußland, Holland, Schweiz, Italien, Amerika in schwunghaftem Gang gewesen war (Federhaff, Stroh, Wagner), die große Entwicklung der Strumpfstrickerei, welche ehedem zu den unbedeutenden Gewerbszweigen zählte. Für die Strumpfweberei arbeiten 60 Strumpfwirkerstühle, zum Theil sogen. Rundstühle neuer Erfindung, in Calw, Neuhengstett, Liebenzell, Neubulach auf Rechnung hiesiger Unternehmer (Schumm, Firma Wiedenmayer, Stroh, Giebenrath). Die Strumpfstrickerei erzeugt einen beliebten Theil der männlichen Bekleidung an Jacken, Strümpfen, Schuhen etc. Die rasche und große Ausdehnung dieses von 20 Firmen betriebenen, c. 1200 Personen beschäftigenden Gewerbes, für welches mit Mühe genug Hände aufgebracht werden, nahm gleichzeitig die Thätigkeit der Färbereien, Walkmühlen, der Zwirnerei und vieler Hände durch Näharbeit in Anspruch, so daß eine ergiebige Erwerbsquelle dadurch erschlossen ist. (Firmen: Bock, Dingler, Essig, Faber, Haydt, Keller, Kirchherr, Kohler, Mayer, Schäfer, Scheuerle, Schiele, Schmidt, Stroh, Schumacher, Veith, Voßler, Wagner, Wiedenmayer-Schumm.)

Bedeutend und sehr alt sind auch die hiesigen Gerbereien, welche der „Ledergasse“ den Namen gaben; sie liefern der Hauptsache nach Sohlleder, nebenbei sogen. Zeugleder. Familien hiesiger Rothgerbermeister (Bozenhard, Naschold, Schnaufer, Stroh) führen mehrere Generationen hindurch dasselbe Geschäft. Seit langer Zeit haben die Gerber eine gemeinsame Lohmühle. Eine größere Fabrik von Saffian und gefärbtem Schafleder von Haßenmajer und Zahn, schon längere Zeit nach Hirschau (s. d.) verpflanzt, geht in ihrer Gründung zu Calw bis auf 1766 zurück. Der Saffiangerbereien waren vor 40 Jahren eine größere Anzahl vorhanden; sie gingen theils wegen des verminderten Gebrauchs des Saffians, theils wegen erhöhter Zölle oder Einfuhrverbote bis auf zwei allmählig ein. Im J. 1817 mag die Saffianbereitung den größten Aufschwung gehabt haben; der Absatz fand hauptsächlich durch die Leipziger Messe nach Rußland und Polen statt; ein zu dieser Zeit eingetretener hoher Eingangszoll nach Rußland brachte die Geschäfte in Stockung. Der Saffian aus Ziegenfellen wurde überdieß durch das wohlfeilere Surrogat dafür, die gefärbten Schaffelle, verdrängt. Die Weißgerberei ist nicht von

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)