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Den größten heimathlichen Glanz erreichte das Haus unter dem Sohn des ebengenannten Grafen Adelbert, Gottfried (nach seinem mütterlichen Großvater genannt), von dessen Brüdern der eine, Bruno 1088–89, die Bisthumswürde von Metz bekleidete, der andere Graf Adelbert, Stammvater der Calwer Grafen, im J. 1094 vor dem Vater gestorben war. Dieser Gottfried († um 1131) wurde einer der angesehensten Rathgeber Kaiser Heinrichs V., welcher ihm 1113 die Pfalzgrafschaft im krongutreichen Rheinlande übergab, und nach dessen Tode eine der Hauptstützen des Reichs bei Einleitung einer neuen Königswahl. Neben der Vogtei über die Klöster Hirschau und Sindelfingen (die zwei Stiftungen seines Hauses) und Reichenbach besaß er noch die sehr bedeutende über das Kloster Lorsch an der Bergstraße, deren sieben Hauptlehen er bekam. Seine Gemahlin war Luitgart, Tochter Herzog Bertholds von Zähringen; Söhne hinterließ er keine, seine Tochter Uta († um 1196) war mit dem berühmten Herzog Welf VI. († 1191) in eine freilich nicht glückliche Ehe getreten, welche Verbindung an den ohnedieß reichen Gemahl viele Besitzthümer des Schwiegervaters brachte und bei ersterem weitgreifende Ansprüche noch auf anderweitige Calw’sche Besitzungen anregte. Da indeß Welf VI. ohne Hinterlassung von Kindern starb, worauf ein Haupttheil seiner Güter auf die Hohenstaufen fiel, und da der Calwer Graf Adelbert (Sohn des obigen im J. 1094 verstorbenen gleichnamigen Grafen) um 1133 mit den Waffen sich manches Stammgut, namentlich Calw, wieder sicherte (Stälin Wirt. Gesch. 2, 371. 372), so wurde keine welfische Herrschaft für die Dauer in dieser Gegend begründet. 1

Der vom zuletzt genannten Grafen Adelbert ausgehende Mannsstamm zweigte sich ab nach verschiedenen Linien, genannt nach den Burgen Löwenstein, Vaihingen, vorübergehend auch Wolfsölden. Seit im 13. Jahrhundert die fränkisch-schwäbischen Familien Wappen annahmen, führte das Geschlecht in allen seinen Linien einen auf drei (auch vier) Bergspitzen rechts schreitenden Löwen. Beliebte Taufnamen in demselben waren, außer den bereits erwähnten, Konrad und


    indeß allgemein angenommen. Eine erst im 14. Jahrhundert gemachte Beischrift bei Bischof Gebhard „comes de Tollnstein et Hirsperg natus“ (Pertz Mon. 9, 245) wird einer Verwechslung mit einem spätern Gebhard zugeschrieben; jedenfalls würde dann Gebhard nicht aus Schwaben stammen, wie doch obige in dieser Beziehung wohl untrügliche Quelle angibt. Freilich ist der Name Hartwig den schwäbischen Geschlechtern fremd und findet sich dagegen nachmals im Tollensteinischen Grafenhause öfters.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)