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Kirchplatz liegt um die Pfarrkirche und war ursprünglich der Begräbnißplatz; der hinter dem Rathhaus gelegene Fruchtmarkt und der Platz an der oberen Brücke.

Öffentliche Gebäude, welche der Gemeinde gehören, sind:

1. Die Pfarrkirche[1], liegt erhöht in dem westlichen Theil der Altstadt; mit dem Chor gegen den Marktplatz gerichtet, führen von dieser Seite 12 steinerne Stufen auf den mit 2 schönwüchsigen Linden gezierten Vorplatz der Kirche. Die ehemalige Kirche, welche erst 1627 auf Betreiben J. V. Andreäs zur Aufnahme weiterer 1000 Besucher vergrößert worden und hiezu neben anderer Beisteuer von dem Calwer Bürger Christoph Demler allein 4000 fl. erhalten hatte[2], verbrannte im Jahr 1634 und obgleich ihr Wiederaufbau im Jahr 1638 begonnen wurde, so konnte sie doch erst im Jul. 1655 wieder feierlichst eingeweiht werden. Erst anderthalb Jahre später wurde auch der Thurm vollendet. Im Jahr 1692 verbrannte die Kirche zum zweitenmal und den 22. Okt. 1694 stürzte das schon aufgerichtete Gebälk der Kirche zusammen. Ungeachtet dieser Unglücksfälle gieng die ursprüngliche Kirche doch nicht ganz zu Grunde, indem der mit einem halben Achteck schließende, mit Streben und schönen germanischen Fenstern versehene Chor einer weit früheren Periode, als das Langhaus angehört. An den Chor schließt sich südlich die Sacristei an, die ebenfalls mit Strebepfeilern und kleinen, germanisch gefüllten Fenstern versehen ist; das Innere derselben hat ein schönes Netzgewölbe mit einem reich ornamentirten Schlußsteine. Auch die Erbauung dieses Theils der Kirche fällt in eine Periode vor dem ersten Brande, scheint übrigens etwas jünger zu sein als der Chor. An die nördliche Seite des Chors lehnt sich ein Stiegenhaus an, dessen untere Theile zu den ältesten der Kirche gehören und noch 2 im Übergangsstyl von der rom. in die germanische Periode gehaltene Fensterchen enthalten. Dieser Theil scheint der Rest des ursprünglichen Thurms zu sein. Das in einem einfachen Styl gehaltene Langhaus hingegen ist erst nach dem Brande entweder ganz neu erbaut oder doch durchgreifend erneuert worden, und nur die Vorhalle an der Südseite desselben stammt noch aus einer früheren Periode; sie enthält ein schönes Netzgewölbe, auf dessen Schlußstein der Apostel Petrus gut gemalt ist. Zur rechten Seite der Vorhalle ist das Württemberg’sche, zur linken das Calw’sche Wappen angebracht. An der


  1. Joh. Ebermeier, Pfarrer in Zavelstein, Calwer Newe Tempel-Bau. Stuttgart, 1655. 4. (Reimereien.)
  2. Andreae Vita ab ipso conscripta 108.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)