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Die Thore wurden meist Anfangs dieses Jahrhunderts, das Salzthörle aber erst im Jahr 1839 abgebrochen. Von den Thürmen, welche an der Stadtmauer standen, hat sich nur der Diebsthurm noch erhalten, während die Thorthürme und der Pulverthurm verschwunden sind.

Auch war ein Theil der auf der rechten Nagoldseite gelegenen Vorstadt (Bischof- und Stuttgarter Straße) ummauert und durch 2 Thore abgeschlossen; das eine hieß das Ziegelthor und stand bei dem Hause des Gerbers Kappler, das andere, das Hengstetter Thor, stand an dem alten Schafhaus, das gegenwärtig Eigenthum des Fuhrmanns Waidelich ist. Die Mauern um diese Vorstadt sind zum Theil noch sichtbar, auch hat sich der Rest eines Halbthürmchens an denselben noch erhalten.

Die ziemlich ausgedehnte Stadt ist mit Ausnahme der auf dem rechten Ufer der Nagold befindlichen Vorstadt und der Lederstraße, wie der alten Hauptstraße ziemlich unregelmäßig, winkelig und gedrängt angelegt.

Da die Stadt in den Jahren 1634 und 1692 abgebrannt wurde, so finden sich, mit Ausnahme der Kapelle auf der oberen Brücke, des Steinhauses neben dem Rathhause und des Steinhauses in dem sogen. Bischof, keine eigentlich alterthümlichen Gebäude weder in der Altstadt noch in den Vorstädten.

Die Gebäude sind im Allgemeinen aus Tannenholz erbaut und mit steinernen Unterstöcken versehen; mit den Giebelseiten meist gegen die Straßen gekehrt, haben sie, besonders in den Seitenstraßen häufig ein ganz gewöhnliches Aussehen, dagegen trifft man in den Hauptstraßen und in der jenseits des Flusses gelegenen Vorstadt sehr ansehnliche, in gutem Styl erbaute Gebäude, welche den Reichthum ihrer Besitzer hinlänglich bekunden. Auch außerhalb der Stadt stehen einige, mit schönen Gartenanlagen umgebene ansehnliche Gebäude, wie überhaupt der Ort mit freundlichen Gärten umgeben ist. Eine besondere Zierde gewährt der an der Straße nach Hirschau gelegene Brühl[1], ein freier, mit 3 Reihen Linden besetzter Platz.

Die meist engen Ortsstraßen sind, mit Ausnahme der Bischof- und Stuttgarter Straße, durchgängig gepflastert.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen: der Marktplatz, welcher eigentlich nur eine ziemlich lange, verbreiterte Straße bildet; der


  1. Ein hie und da als Eigenname von Wiesen, Wäldern etc. vorkommendes, ursprüngliches Appellativum; vergl. das franz. breuil, ital. broilo, broglio.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)