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Als Oberamtsstadt ist Calw der Sitz des Oberamtsgerichts mit dem Gerichtsnotariat, des Oberamts mit dem Oberamtsphysikat, des Dekanatamtes und eines Postamts. Überdieß wohnen hier ein Hochbau-Inspector, ein Straßenbau-Inspector, ein Umgeldscommissär, drei prakticirende Ärzte, der Oberamts-Wundarzt, der Oberamts-Thierarzt und der Oberamtsgeometer; auch bestehen 2 Apotheken im Ort.

Am östlichen Saume des Schwarzwaldes hat die Stadt in dem tief eingeschnittenen, mit steilen Abhängen begleiteten Nagoldthale eine freundliche, geschützte Lage; auf beiden Seiten des Flusses in 2 ungleichen Partieen hingebaut, wovon die weit größere auf der linken Seite der Nagold, theils in der Thalebene, größtentheils aber an dem östlich geneigten Thalabhange liegt, ist der Ort meist uneben und bergan steigend. Er zerfällt in die alte Stadt und in die Vorstädte, nämlich in die obere, nordwestlich der Stadt gelegene Vorstadt, in die äußere Vorstadt, welche südlich der Stadt liegt, in die untere, welche nördlich an sie anstoßt und in die jenseits der Nagold gelegene Partie, die hauptsächlich von der Bischofstraße und der Stuttgarter Straße gebildet wird.

Die Altstadt, deren Figur sich einem länglichten Viereck nähert, war mit Mauern und Zwingern umgeben, und überdies noch auf der östlichen Seite durch die zunächst vorbeifließende Nagold natürlich geschützt.

Die ursprüngliche, 5–6′ dicke, an vielen Stellen noch erhaltene Stadtmauer hatte einen sogen. Umgang und lief von dem an der Nagold gelegenen Schlachthaus bis zum äußeren Thor und von da bis zum ehemaligen Pulverthurm; hier ein Ecke bildend führte sie zum Salzthörle, weiter zum Schulthörle und von da hinter der Kirche an dem Zwinger hinauf bis an die nordwestliche Ecke unfern des obern Thors; daselbst bricht sie sich stumpfwinklig, zieht zu dem oberen Thor, weiter einen steilen Abhang hinunter zu dem unteren Thor und von da bis zur nördlichen Ecke der Stadt, von der sie dem linken Ufer der Nagold entlang wieder bis zum Schlachthaus hinführt.

Die alte Stadt hatte 3 Hauptthore, welche mit starken Thürmen versehen waren und zwar: das äußere Thor oder Schaufelthor an der Südseite, das untere (Hirschauer) und das obere (Altburger) Thor an der nordwestlichen Seite. Außer diesen bestanden noch das Hengstetter Thor, das Ziegelthor (durch welches die Straße nach Stammheim führte), das Salzthörle, durch welches der Weg nach Zavelstein gieng, das Schulthörle, zwischen beiden Schulhäusern, das Thurmthörle am Diebsthurm und das Gerberthörle am Weinsteeg.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)