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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.


1. Politischer Zustand.

Durch die Übermacht, womit gegen das Ende des ersten Jahrh. n. Chr. die Römer in diesem Landstrich sich festsetzten, kam unsere Gegend zu ihrer Provinz Obergermanien; nach Brechung solcher Macht gegen den Schluß des 3. Jahrh. gelangte sie unter die Herrschaft der Alemannen, durch welche die Römer vertrieben wurden. Kurz vor und bald nach 500 kam Alemannien unter die Obergewalt der Franken, und zwar der nördliche Theil dieser Provinz unter eine strengere Unterordnung, als der südliche, so daß ersterer sofort Deutsch-Francien (Francia teutonica) hieß. Hirschau wird im J. 1075 ausdrücklich als zu Francia teutonica und zum Würmgau gehörig, aufgeführt. Wenn, wie man insgemein annimmt, die Abgrenzung des Bisthums Speier und Constanz nach der Markscheide der Landschaft Deutsch-Francien und Alemannien gemacht wurde, so daß die schwarzwaldischen Bezirke ersterer Landschaft zum Speirer und die der zweiten zum Constanzer Bisthum gehörten, so wurde in diesem Bezirk die Südgrenze Franciens durch Zavelstein, Kentheim, Stammheim, Gechingen, und die Nordgrenze Alemanniens durch Bulach und Dachtel gebildet. Der Würmgau, zu welchem der Kern des jetzigen Oberamts gehörte, hatte zum südlichen Grenznachbar den Nagoldgau, in welchen Orte des Oberamts Herrenberg, Nagold und Horb gesetzt werden und wozu wohl vom Calwer Bezirk selbst die südlichen Partien, Bulach und Dachtel nebst Zugehörungen, getheilt gewesen sein mochten.

Mit vielen Orten des Bezirkes macht uns das Kloster Hirschauer Schenkungsbuch bekannt; es führt als solche, welche um 830 an das genannte Kloster kamen, auf: Deckenpfronn, beide Lützelhardt, Altburg, Ebersbühl, Kollbach, Ottenbronn, Haugstett, Sommenhardt, Weltenschwann, Würzbach und einige längst abgegangene (Cod. Hirs. 25a). Unter den Orten, an welchen das Kloster im 12. Jahrh. Besitzungen erhielt, werden genannt: Dachtel, Gechingen, Hengstett und Liebenzell.

Die Aufzählung in dem Hirschauer Buch ist freilich erst im späteren Mittelalter, wenn gleich aus älteren Quellen, gemacht, und ebenso hat man über das Vorkommen Möttlingens im 9. Jahrh. erst einen späteren Urkundenauszug. In gleichzeitiger Aufzeichnung erhalten kennt man unter dem Jahre 1037 Calw, 1075 Altburg, Deckenpfronn, Haugstett, Hirschau, Kentheim, Lützenhardt, Möttlingen,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)