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Eine Unterstützungskasse für wandernde und arbeitsuchende Gewerbegehilfen besteht in der Oberamtsstadt seit 1850 in der Art, daß Wandernde unter gewissen Voraussetzungen in der Stadt Calw eine Unterstützung von 6–18 kr. erhalten, wogegen die Geschenkabgabe von Zünften und sonstigen Gewerbegenossenschaften wegfällt. Durch diese Einrichtung wurde der Häuserbettel der Handwerksburschen ganz unterdrückt. Die Mittel werden beschafft durch Jahresbeiträge der Zünfte und sonstiger Gewerbegenossenschaften und durch regelmäßige Beiträge der Privaten in Calw.

Seit Jahren besteht hier ein Leichenverein, dessen Mitglieder durch bestimmte ganz geringe Einlagen auf den Fall des Todes einen Anspruch auf einen angemessenen Beitrag zu den Beerdigungskosten erwerben. Der Verein zählt mehrere 100 Mitglieder; es betheiligen sich viele Unbemittelte. Der Beitrag ist so bemessen, daß er für Unbemittelte zu Deckung der Beerdigungskosten hinreicht.

Der Verein für entlassene Strafgefangene steht mit dem Centralverein in Stuttgart in Verbindung und sucht hiedurch für die statutenmäßigen Zwecke zu wirken.

c) Landwirthschaftliche Anstalten.

Es besteht im Bezirk ein landwirthschaftlicher Verein, dessen Mitgliederzahl zur Zeit 207 beträgt. Er wurde durch den jetzigen Vorstand, Oberamtmann Fromm, 1851 auf’s Neue belebt; seine Bemühungen erstrecken sich auf alle Theile der Landwirthschaft, ganz besonders aber auf Verbesserung der Viehzucht und die öffentliche Belohnung treuer Dienstboten; auch veranlaßte derselbe, daß neuerlich bei einer größeren Versammlung von dem Garteninspector (Lucas) aus Hohenheim und im letzten Winter in den für den Landbau wichtigeren Gemeinden von dem Schäfereiinspector (Fritz) belehrende Vorträge gehalten, sowie im letzten Frühjahr von einem Gartengehilfen von Hohenheim (Kocher) in vielen Gemeinden theoretisch-praktischer Unterricht in der Erziehung, Pflege und Veredlung der Obstbäume ertheilt wurde.

d) Anstalten für Handel und Verkehr.
1) Posten und Boten.

In Calw befindet sich ein Postamt mit Telegraphenanstalt (Station zwischen Stuttgart-Wildbad), in Liebenzell eine Postexpedition und in Unterreichenbach eine Postablage. Postverbindungen bestehen mit Stuttgart über Leonberg und über Böblingen, weiter aber mit den benachbarten Städten in der Art, daß täglich Eilwagen hin und wieder zurückgehen, mit: Herrenberg, Wildberg, Wildbad und Pforzheim.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)