Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

weniger werden. Mit letzteren befassen sich die Calwer Fabrikanten gewöhnlich bei den Lieferungen für das inländische Militär.

Zunächst kommt hier die in großer Ausdehnung betriebene Tuchfabrik von Schill und Wagner in Betracht; sie hat eine eigene Spinnerei, Walke und Appretur und beschäftigt 200 Personen.

Überdieß sind noch 10 Tuchmachermeister mit größerem oder kleinerem Betrieb vorhanden, welche zusammen gegen 50 Personen beschäftigen.

Die Leinenweberei wird auf 476 Stühlen (im Jahr 1858) ausschließlich für den Hausbedarf und Kleinverkehr betrieben; sie liefert vorzugsweise ordinäre Leinwand, theilweise auch Zwilch und Köllsch und mag jährlich etwa 385.750 Ellen in einem Gesammtbetrag von 103.000 fl. produciren.

Die Baumwollenweberei wird auf 10 Handwebstühlen betrieben; sie liefert Zeuglen, Zwillich und Bettbarchent und zwar jährlich 22.050 Ellen in einem Gesammtwerth von 5500 fl.

In gemischten halbleinenen und halbbaumwollenen Stoffen waren im Jahr 1858 2 Handwebstühle und 6 Trittstühle auf Teppiche und Schuhzeuge im Gang, die 10.800 Ellen im Werth von 15.500 fl. fabricirten.

In der Leinen- und Baumwollenweberei befinden sich im Bezirke nur 5 selbstständige Meister; die übrigen sind Lohnarbeiter, welche für Kunden weben.

Der durch die gesammte Gewebemanufaktur des Bezirks auf 612 Stühlen geschaffene Geldwerth belauft sich jährlich auf etwa 552.000 fl.

Die Baumwollen- und Leinengewebe werden größtentheils im Bezirk selbst und nur ein kleiner Theil in den angrenzenden Bezirken abgesetzt. Die Wollgewebe finden hauptsächlich ihren Absatz in den Zollvereinsstaaten und in der Schweiz.

Das Rohmaterial liefern die Woll- und Baumwollspinnereien des Bezirks und zwar:

a) Eine Wollspinnerei von Kohler in Calw und eine in Ernstmühl von Schill und Wagner zusammen mit etwa 200 Arbeitern, eine in Hirschau von Ölschläger mit 15 Arbeitern und zwei in Liebenzell (die eine von Neuner, die andere von Weick) mit 39 Arbeitern. Von den letzteren wird eine bei entstehendem Wassermangel mit Dampf getrieben.

b) Zwei Baumwollspinnereien von J. F. Stälin und Söhne in Calw arbeiten mit 8000 Spindeln und beschäftigen gegen 300 Personen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)