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Langhause führt ein spitzer, mehr viereckiger als Rundbogen, in den durch eine Emporbühne verstellten, etwas finstern Chor, welcher ohne Gewölbe gedeckt und im Erdstocke des gegen Osten stehenden Thurmes ist. Der unten viereckige Thurm hat einen achteckigen Aufsatzstock von Holzbau und ein Kuppeldach. Auf demselben hängen zwei Glocken, von welchen die größere die Jahrszahl 1741 trägt. Neuerdings sind zwei Bilder von Luther und Melanchthon in Goldrahmen an der Wand des Thurms aufgehängt, an welcher auch die Kanzel angebracht ist. Die Baulast liegt dem sehr herabgekommenen pium Corpus ob.

Unweit davon, auf der anderen Seite der Straße, steht das zweistockige Pfarrhaus mit steinernem Unterstock und Ökonomiegebäuden, mit Hofraum und einem großen Gras- und Gemüsegarten, in welchem ein kleiner Weiher ist. Die Unterhaltung der Pfarrgebäude liegt der Finanzverwaltung ob.

Auf der Seite der Kirche, etwas rückwärts, steht das Schulhaus, welches zwei große Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers zu ebener Erde, im oberen Stocke das Raths- und Registraturzimmer, auch ein Wohnzimmer für den Gehülfen enthält und i. J. 1856 auf Kosten der Gemeinde einer bedeutenden Reparatur unterworfen werden mußte. Es bestehen für 182 Kinder zwei Schulen, an welchen ein Lehrer und ein Gehülfe arbeiten. Die Orte, welche der Schulbezirk umfaßt, sind oben zusammengestellt. Seit 1845 besteht hier auch eine Industrieschule.

An Armenhäusern ist in der Gemeinde Wüstenroth nur 1.

Der Gottesacker ist seit Ende vorigen Jahrhunderts außerhalb des Orts an der nach Mainhardt führenden Straße. Er wurde auf Kosten der Kirchengemeinde, welcher die Baulast obliegt, im J. 1835 bedeutend erweitert.

Zur Kirchengemeinde gehört noch als Filial: Vorderbüchelberg, Gemeinde Spiegelberg, O.A. Backnang, mit 220 Seelen. Wegen allzugroßer Seelenzahl wurde 1846 exparochirt: Großhöchberg, 263 Seelen, nach Spiegelberg getheilt; 1851–52 Finsterroth, 547 Seelen (s. oben Finsterroth); 1854 Neufürstenhütte und Kleinerlach, 372 Seelen, nach Großerlach, Oberamts Backnang.

Gutes Trinkwasser liefern 3 laufende öffentliche und etliche Pumpbrunnen, welche von den nahen Bergen, Reitelberg und Stangenberg, herkommen. Sonst sind auf der Markung keine besondern Quellen vorhanden. Sog. Hungerbrunnen kommen nicht vor.

Für Feuersgefahr ist oberhalb des Dorfes an der Straße nach Lautern ein besonderer See von 1/2 Morgen, welcher abgelassen und

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_408.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)