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Apollonia und Barbara, Catharina und Laurentius mit den Zeichen ihres Märtyrerthums, sehr schön gemalt und gut erhalten. Noch schöner sind die Seitengemälde auf den Thürflügeln des Altars, ebenfalls Märtyrer und einen Bischof, vielleicht den Patron der Kirche, darstellend. Auch ist in einem Zimmer des Schlosses eine Glasmalerei, Burkhard von Weiler auf Lichtenberg zu Pferd und sein Wappen in sehr schönen Farben darstellend. Beides Eigenthum des Grundherrn, Freiherrn von Weiler. Hinten schließt sich ein 11–12 Morg. großer, vom vormaligen Hofgärtner Bosch angelegter Park mit zwei Gewächshäusern, einem Billardsalon, einem kleinen Badgebäude und Weiher an, umgränzt von einem kleinen, aus den Schluchten ob Lichtenstern herabkommenden Waldbache, der Nonnenbach genannt, der sich unterhalb dem Dorfe mit dem Schlierbache vereinigt. Ein großer alter Kastanienbaum, dessen Stamm einen Umfang von 17′ hat und in dessen unteren dicken Ästen Sitze für eine Gesellschaft angebracht sind, gehört zu den besonderen Zierden dieses Parkes.

Auf einer südlichen Anhöhe desselben steht ein stattliches Maiereigebäude und gegenüber, an einer Seitenstraße des Dorfes, das gut eingerichtete, freundliche Rentamtei-Gebäude mit anstoßenden 14 Morgen Baum-, Gras- und Gemüsegarten.

An der Hauptstraße, wo diese dem Schloßportale gegenüber mit der Rentamteistraße einen stumpfen Winkel bildet, steht die kleine und niedrige Kirche mit einem steinernen Grundstock und Holzbau im zweiten Stocke, welche ursprünglich (1399) als Schloß-Kapelle erbaut, im J. 1758 aber renovirt und erweitert wurde, und noch jetzt von außen mit ihren breiten viereckigen Fenstern mehr das Ansehen eines einfachen Betsaales, als einer Kirche hat, zumal da sie der niedrige Thurm nur um das niedrige Zeltdach überragt. Eine auf der westlichen Giebelseite angebaute steinerne, bedeckte Treppe führt in den herrschaftlichen, geschlossenen Kirchenstand und auf die Männerempore, ein niedriges, rundbogiges Portal auf derselben Seite in das schmale, tiefliegende Schiff. Der untere Stock des östlich mit einem breiten, niedrigen Triumphbogen sich anschließenden Thurmes vertritt die Stelle eines Chores, in welchem die kleine Orgel angebracht ist, nur wenige Fuß über dem geplatteten Fußboden. Die hintere, östliche Seite des Thurmes ist wieder durchbrochen mit niederem Bogen, innerhalb dessen in einem Anbau Kirchenstühle für Fremde sich befinden, da dieser Anbau einen eigenen Ausgang gegen Norden hat. Auf dem Thurme, der dem stattlichen Schloßthurme höchst bescheiden gegenübersteht, als verzichte er auf den Namen eines Thurmes, hängen drei kleine Glocken, die ältesten des Bezirkes, und

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_380.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)