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unterhalb treiben die vereinigten Bäche, der Heimbach und Bernbach, eine zweite Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

An Brücken hat die Gemeinde zu erhalten zwei hölzerne über den Heimbach, mitten im Dorf, an der obengedachten Vicinalstraße, und oberhalb derselben; eine steinerne auf dem Vicinalwege nach Adolzfurth, gemeinschaftlich mit Adolzfurth, eine zweite steinerne über den Heimbach auf dem Wege nach Ober-Heimbach, eine dritte gemeinschaftlich mit Geddelsbach (s. Geddelsbach).

Die ca. 1730 gegründete Fabrik von Schieß- und Sprengpulver (G. und Carl Lederers vid.) mit Einem Arbeiter besteht noch und liegt ca. 3000′ vom Ort entfernt gegen Südosten an dem Heimbach. Die 1790 gegründete gleiche Pulverfabrik von E. Caderer aus Adolzfurth mit zwei Arbeitern steht jetzt in Adolzfurth. Eine dritte, 1822 gegründete, von Christoph Schönmauer und Joh. Mugler mit zwei Arbeitern ist eingegangen. Außer diesen Mühl- und Pulvergewerben befinden sich im Ort: 3 Schild- und 1 Speisewirthschaft, 2 Schenkwirthschaften, 3 Krämereien, 7 Metzigen, 4 Hafnereien. Die übrigen Handwerker dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Sehr gutes Trinkwasser liefern 3 öffentliche Röhr- und ein öffentlicher Galgenbrunnen, sowie 8 Privat-Pumpbrunnen.

Die Einwohner haben in Sitte, Tracht und Sprache den Hohenloher Typus. Sie waren aber in ihren ökonomischen, und damit auch in ihren sittlichen Verhältnissen durch die letzten Nothzeiten so herabgekommen, daß die Gemeinde im Jahr 1855 (wie noch 7 andere des Oberamtsbezirks) gesetzlich in unmittelbare Staatsaufsicht und Staatsfürsorge genommen, und ihr ein sogenannter Staatsschultheiß vorgesetzt wurde, nachdem die Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins durch Gründung einer Industrieschule, einer Baumschule, durch sonstige Unterstützungen aller Art das Möglichste zu ihrer Hebung versucht hatte.

Der Grundbesitz ist nicht so unbedeutend, wie in den Gemeinden gleicher Kategorie. Aber er ist mit Schulden überbürdet. Vermöglichere finden sich daher Wenige. Der Begütertste von ihnen besitzt 37 Morgen, die Mittelklasse 6–8 Morgen. Ganz unbemittelt und öffentlicher Unterstützung bedürftig sind seit den besseren Jahren nicht mehr viele; ohne Grundbesitz noch etwa 10–12 Einwohner, die sich mit Taglohnarbeit nähren.

Die 4103 Morgen große Gemeindemarkung enthält 47 Morgen Gärten und Länder, 512 Morgen Äcker, 120 Morgen Weinberge, wovon 13 Morgen zu anderen Culturen verwendet sind, 203 Morgen

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_356.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)