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massives, 3 Stockwerk hohes, ca. 125′ langes Gebäude mit Staffelngiebeln zu beiden Seiten. Seine Erbauung fällt nach unten stehendem zwischen 1500 und 1600. Es diente schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts den Besitzern nur zum zeitweisen Sommeraufenthalt. Im J. 1707 erscheint der damalige Besitzer von Schmidtberg unter den, beim großen Stadtbrand von Weinsberg mit einem ihm dort eigenthümlich angehörigen Hause, Abgebrannten. Die nachfolgenden Gutsherrschaften (s. unten) hatten ihre Residenz in anderen, ihnen zugehörigen Orten. Ein 31/2 Morgen großer, mit einem hohen Staketenzaun zwischen steinernen Pfeilern umfriedigter, mit trefflichen Obst- und Zierbäumen besetzter Schloßgarten, worin auch ein Gewächshaus und eine Baumschule nicht fehlt, dehnt sich im Rücken des Schlosses gegen das Feld hin aus. Ein sehr schöner, hochgewölbter Schloßkeller dehnt sich unter dem ganzen Schloß aus.

Im Jahr 1859 wurde ein massives Gemeindebackhaus erbaut, welches auf einem freien Platz unterhalb des Rathhauses steht.

Das Armenhaus der Gemeinde steht in Lehren und ist besetzt.

Die Einwohner haben im Allgemeinen den Typus der Sulmthaler Weingärtner; ihr Gesundheitszustand wird zeitweise durch die eigenthümlichen klimatischen Verhältnisse alterirt (s. oben See- und Trinkwasser) und der Ort gehört zu denjenigen Theilen des Bezirks, wo der Cretinismus ungewöhnlich häufig vorkommt. Dr. Rösch fand im Jahr 1844 unter 901 Einwohner 16 Cretinen, = 1,77 Procent. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Weinbau und Viehzucht. Von Gewerben sind außer den gewöhnlichen für örtliche Bedürfnisse arbeitenden Handwerken eine Schildwirthschaft, eine Speisewirthschaft, zwei Krämereien und eine Mahl- und Gypsmühle mit einem Mahl- und Gerbgang zu nennen. Selbstausschank des producirten Weines kommt auch hie und da vor.

Anders sind die Verhältnisse in Lehren, wo die Israeliten wohnen (s. unten Lehren).

Die Vermögensverhältnisse sind im Allgemeinen ziemlich mittelmäßig zu nennen. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 60–63 Morg., der mittlere und gewöhnlichere 10–15 Morg., der geringste 11/2–2 Morg. Ganz Besitz- und Mittellose, die sich nur mit Taglohn oder Handwerk fortbringen, oder der öffentlichen Unterstützung anheimfallen, gibt es Mehrere.

Das Klima ist ziemlich mild; Hagelschlag kommt selten, Frühlingsfrost dagegen öfter vor.

Der zum Theil ebene, zum Theil wellenförmige, großentheils aus Diluviallehm oder Keupermergel bestehende Boden der Markung

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_341.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)