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Im Nordosten gegenüber und noch höher als Maienfels liegt Obergleichen mit einer Burgruine halb von Wald bedeckt und Untergleichen, O.A. Öhringen. Im Südosten, auf einer Entfernung von 11/2 Stunden, breitet sich quer über dem von daher ziehenden waldigten Brettachthale auf seiner Höhe das Pfarrdorf Mainhardt aus; Gegen Nordwesten öffnet sich das Brettachthal mit einem schönen Ausblick in die Kochergegend.

Steigt man vom Schloßhofe aus auf der Südseite durch ein Mauerthörlein über gebrochene Staffeln hinab, so kommt man zu der hart an den südlichen Felsen angebauten Kirche, zu welcher der obenberührte schmale Weg unterhalb der Schloßfelsen, zwischen diesen und den Häusern die Gemeinde führt. Sie ist nach einer Inschrift am westlichen Portale „zue Gottes Ehr durch die wolledle und gestrenge Baumaister und gemaine adeliche Ganerben des Burgfriedens Mayenfels anno domini 1613 von Grund auf erbaut“ und war im Jahr 1838 durch die von der nördlichen Felsenwand eindringende Feuchtigkeit so zerfallen, daß sie, weil der Dachstuhl und die Emporen den Einsturz drohten, polizeilich geschlossen und die arme Kirchengemeinde bis zu Entscheidung des einleitenden Processes über die Baulast, gezwungen werden mußte, wenigstens zu Herstellung des Dachstuhles, ein Kapital aufzunehmen. Mittlerweile wurden die Gottesdienste bei guter Witterung unter den Linden im Schloßvorhofe, bei schlechter in den beiden, nur durch eine Bretterwand geschiedenen Lehrzimmern gehalten. Da es sich wegen der im Laufe der Zeit fast um das Doppelte angewachsenen Seelenzahl auch um Erweiterung derselben handelte, was die beschränkte Lokalität nicht möglich machte, so folgten Jahre lange Verhandlungen über ihre Versetzung auf einen anderen Platz oberhalb der Burg, selbst in eine andere Parcelle, das Kreuzle; es erfolgte, um die Kirchengemeinde zu verkleinern, die Exparochirung von Neuhütten (s. Neuhütten); bis endlich, da sich die Gemeinde für zu arm zu Einleitung eines förmlichen Processes mit der Gutsherrschaft erklärte, im J. 1855 mit Hülfe einer von Mayersbach’schen Stiftung, mit einem Staatsbeitrag und einem freiwilligen Beitrag der Gutsherrschaft ermöglicht wurde, die alte Kirche gründlich zu restauriren und im Sept. 1855 zu neuem Gebrauch einzuweihen. Ihre Bauart von 1613 bietet nichts besonders Bemerkenswerthes dar. Im kleinen Chor ist auf einer Empore die 1856 restaurirte Orgel angebracht und für den Geistlichen, statt des früher als Sacristei dienenden feuchten Felsenloches, ein kleiner Verschlag neben der Kanzeltreppe. Auf dem östlichen Dachboden der Kirche ist die 1856 gleichfalls restaurirte Uhr und ebendaselbst sind

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_283.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)