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stark 3/4 Stunden (geom.) von Löwenstein, liegt jenseits des Beckershofes, auf einer Anhöhe des linken Sulmufers, von der kaum 1/8 Stunde entfernten Land- und Poststraße, welche von Willsbach nach Löwenstein zieht, östlich ansteigend. Der schöne, über 300 Morgen haltende Hof, auf dessen Höhe seltsamer Weise ein kleiner Weiher sich findet, ist dem Werkmstr. Hildt von Weinsberg in Zeitpacht gegeben, welcher denselben rationell bewirthschaftet und ca. 50 Morgen wegen ihres ganz dafür geeigneten, mergel- und kalkhaltigen Bodens mit schweren Kosten in Weinberge umgewandelt hat. Das aufgewendete Capital wird durch ein gesegnetes Weinjahr reichlich verinteressirt.

4) Hirrweiler (Hirnweiler), ein ursprünglich zur Grafschaft Löwenstein gehörender Weiler, mit 150 Einwohnern, liegt östlich 5/8 Stunden (geom.) vom Mutterort entfernt, hoch über Städtchen und Burg und hoch über dem zu seinen Füßen liegenden Kloster Lichtenstern, an der durchziehenden Poststraße von Löwenstein nach Mainhardt, gerade am Saume des Gebirges, von wo aus man, als von einem noch bedeutend höheren Punkt, eine noch ausgebreitetere Aussicht, als auf dem Thurme der Burg Löwenstein, gegen Nord-Osten, Norden und Nordwesten über das Weinsberger Thal hinweg hat und zugleich auch in Süden den Stocksberg und die südliche Thalschlucht überblickt. Die Felder sind hier schon steriler, steinigter, die Wälder ganz nahe und Boden wie Bewohner nehmen den Charakter des Mainhardter Waldes an. Holzmachen und Holzhandel beginnen hier. Eine kurze Strecke jenseits dieses Weilers führt die Vicinalstraße von Willsbach, Affaltrach, Reisach, Lichtenstern die steile Klostersteige herauf und mündet hier in die Poststraße ein[1].

Eine Bulle Pabst Alexanders IV. bestätigte um’s J. 1255 dem Cistercienser Nonnenkloster Lichtenstern Güter und Gerechtigkeiten,welche das Kloster bei Hirrweiler besaß (Besold Virg. 431). Im Jahr 1257 schenken Gottfried und Berchtold, Grafen von Löwenstein, dem Kloster Lichtenstern einen Wald zwischen diesem Kloster


  1. Ob Herlenweiler (worunter übrigens nicht das ganze Dorf, sondern blos einzelne Leibeigene und Güter gemeint seyn könnten), welches Graf Eberhard der Greiner den 27. August 1357 von Albrecht Hummel und Heinrich Gebrüdern von Lichtenberg mit der Vogtei über das Kloster Oberstenfeld erkaufte, unser Hirrweiler ist oder ein abgegangener Ort, steht ganz dahin.
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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_270.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)