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Wartberg, Jagstfeld und Wimpfen an bis zum Gebirgszug bei Heidelberg. Über diesem tauchen bei klarem Himmel in Westen einzelne Vogesenberge auf. Im westlichen Vorgrunde erscheint die Burg Steinsberg und sodann das Gebirg des Heuchelbergs und Strombergs. Wendet man sich gegen Südwesten, so treten die Höhen von Ludwigsburg mit dem vorspringenden Asberg hervor. Nur in Süden ist der Ausblick durch eine hohe, waldige Bergwand, an welcher sich die Poststraße von Heilbronn nach Mainhardt hinaufwindet, abgeschlossen. Der hinter derselben liegende, 1880′ hohe Stocksberg ist nicht sichtbar.

Die Land- und Poststraße, welche Löwenstein mit der Oberamtsstadt verbindet, führt von dort das Thal entlang über Willsbach bis an den Fuß des Berges, welchen sie langher auf einer steilen, sehr gefährlichen Steige erklomm. Seit 1853 ist diese Steige, mit Umgehung des Berges oberhalb des Theußerbades, bis zum Thor des Städtchens selbst vortrefflich korrigirt. Vom unteren Thore an zieht die Straße mitten durch das Städtchen, sehr mäßig sich erhebend, bis zum oberen Thore, wo sie hinter dem Burgberg steil aufsteigend bis gegen das Plateau von Hirrweiler sich erhebt und dort sich nach zwei Richtungen in die Straße nach Mainhardt und in die nach Lautern, Spiegelberg, Backnang theilt. Poststraße bleibt sie aber nur in der ersteren Richtung.

Das fast rundum mit einer hohen Mauer umgebene Städtchen hat mehrere ansehnliche, im Übrigen alte Häuser, deren fast durchgängige Bedachung mit Hohlziegeln, wegen der weißen Verbindungsstriche, vom oberen Burgberg aus gesehen, einen eigenen Anblick gewährt. Die nicht sehr breite, gepflasterte und gekandelte Hauptstraße ist reinlicher gehalten, als die Nebenstraßen. Thorthürme sind nicht mehr vorhanden, wohl aber Thorpfeiler ohne Verschluß, und die beiden Pfeiler des unteren Thores bilden, von der Mitte der Stadt aus gesehen, den Rahmen für ein treffliches Panorama von der am Fuße des Berges liegenden Thalgegend. Vor dem unteren Thore stehen zwei alte Linden auf einem öffentlichen Platze, wo man eine treffliche Aussicht hat. Vor dem südlichen oberen Thore, am Fuße des Burgberges, liegt das sehr ansehnliche, steinerne, ca. 200′ lange, dreistockige Schloß des Fürsten mit einem Vorhof, innerem Hof und Hintergebäuden. Es wurde wohl erst kurz vor oder nach der Zerstörung der alten Burg, welche in die Zeit des 30jährigen Krieges fällt, erbaut. – Die Jahrszahl 1576 steht über dem Kellerbogen. Bewohnt wird es seit langer Zeit von dem fürstlichen Amtmann und Forstverwalter.

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_262.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)