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Mitten im Dorfe an der Hauptstraße steht das im Jahr 1840 auf Kosten der Gemeinde neugebaute Schulhaus, das neben einem nicht sehr geräumigen Lehrzimmer für dermalen 43 Kinder die ziemlich beschränkte Wohnung des Lehrers, das Rathszimmer und parterre das Ortsgefängniß enthält. Auf dem Dache ist ein Thürmchen mit Uhr und Glocke.

Die ziemlich große Ortskelter mit 3 Bäumen, früher Eigenthum des Staats, seit dem Jahr 1834 von der Gemeinde käuflich erworben, steht mitten im Orte in der Nähe des Rath- und Schulhauses auf dessen östlicher Seite.

Armen- und Gemeindebackhaus ist nicht vorhanden und ersteres kein Bedürfniß.

Sehr gutes Trinkwasser liefern 2 aus dem obengedachten Höhenzug herkommende, laufende, zureichende Brunnen. Für Feuersgefahr dient ein eigener Weiher, Feuersee genannt, unten am Ort, von Brunnenwasser gespeist.

Zwei sogenannte Hungerbrunnen sind auf der Markung in der Nähe des Orts.

Die klimatischen Verhältnisse sind bei der oben geschilderten Lage recht günstig. Die Luft ist mild und gesund. Frühlingsfröste sind nicht häufig – Hagelschlag kommt selten vor.

Die Einwohner sind im Allgemeinen nicht großgewachsene, aber gesunde, ausdauernde Leute, bei welchen von dem in dem tiefer liegenden Mutterorte vorkommenden Cretinismus keine Spur gefunden wird. Sie zeichnen sich durch unermüdeten Fleiß und Sparsamkeit und durch geordnetes, stilles Wesen aus. Viele Jahre war im ganzen Dorf nicht ein einziges Wirthshaus zu finden. Erst seit wenigen Jahren ist eine Schildwirthschaft vorhanden.

Die Haupterwerbsquellen sind Ackerbau, Weinbau und Viehzucht. Handwerker sind kaum für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse vorhanden. In Vielem müssen sich die Einwohner an die Nachbarorte wenden. Ihre Vermögensverhältnisse gehören zu den besseren des Bezirkes. Der bedeutendste Güterbesitz beträgt 50 Morgen, der mittlere und gewöhnlichere 20–25 Morgen, der geringste 2 Morg.

Ganz Besitzlose, welche nur durch Taglohn sich fortbringen, gibt es keine.

Bettler und auf Gemeindeunterstützung Angewiesene kommen fast gar nicht vor.

Die im Ganzen nur 662 Morgen große Markung enthält nur 9 Morgen Gärten und Länder, 317 Morgen flürlich und 17 Morgen willkührlich gebaute Äcker, 153 Morgen Weinberge, wovon gegen

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_248.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)