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Das Armenhaus steht am Weg gegen Weinsberg.

Das massive Gemeindebackhaus steht am Weg nach Eberstadt, daneben eine unversiegbare, mit Steinplatten bedeckte, vom hier bestehenden Pfechtamt zur Eiche benützte Quelle. Angebaut ist die Feuerspritzenremise und das Ortsgefängniß.

Gutes Trinkwasser liefern 7 laufende öffentliche Brunnen, welche nie versiegen.

Für Feuersgefahr kann das aus dem Gebirgszug kommende Bächlein, die Gellmer genannt, durch eine Stellfalle geschwellt werden. Periodisch fließende Quellen gibt es nicht.

Überhaupt ist dieses Kesselthälchen wasserreich.

Die klimatischen Verhältnisse sind bei der geschützten Lage des Orts sehr günstig. Hagelschlag kommt sehr selten vor.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftige, gutgebaute und gesunde Leute, sehr fleißig in ihrem Berufe, sparsam und geordnet. Ihren kirchlichen Sinn haben sie bei den bedeutenden Opfern bewiesen, die sie für Gewinnung einer eigenen Pfarrei gebracht. Von Neigung zur Sectirerei findet sich keine Spur, wie im vormaligen Mutterort. Ihre Vermögensverhältnisse gehören zu den besseren des Bezirkes.

Der größte Güterbesitz beträgt in Einer Hand 60 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 25 Morgen, der geringste 1 Morgen.

Ganz Besitzlose gibt es keine. Bettler und der öffentlichen Unterstützung Benöthigte kommen nicht vor.

Der Gesundheitszustand ist im Allgemeinen recht gut, epidemische Krankheiten sind sehr selten, von Cretinismus keine Spur. Die Haupterwerbsquellen sind Ackerbau, Weinbau und Viehzucht.

Außer den gewöhnlichen, für den Localbedarf und einzelnen auch für Nachbarorte arbeitenden Gewerben sind eine gute Schildwirthschaft, eine Speisewirthschaft und zwei Krämereien zu nennen.

Die 1066 Morgen große, außer der schmalen Thalsohle ziemlich unebene und wellenförmige Markung gränzt auf ihrer ganzen Westseite an das Nachbaroberamt Neckarsulm und enthält 26 Morgen Gärten und Länder, 473 Morgen Äcker, worunter 64 Morg. willkührlich gebaute, 212 Morgen Weinberge, worunter nur 5 Morgen zu anderen Culturen verwendet, nur 31 Mrg. zweimähdige Wiesen, 277 Morgen Laubwald, 31/2 Morgen Weiden, 51/2 Morgen Öden, wovon dem Staat gehören: 50 Morgen Äcker, der Gemeinde: 4 Morgen Äcker, 203 Morgen Waldung, gegen 3 Morgen Weiden und ein kleiner Steinbruch.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_243.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)