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Die Sacristei ist auf der südlichen Seite des Chors, sehr nieder und dumpfig mit Ausgang nach Außen.

Eine Jahrszahl findet sich über dem für die Emporbühne eingemachten, viereckigen, mit 3 Eisenstäben verwahrten Fenster, 1715, die sich übrigens nicht auf die Erbauung der Kirche, sondern nur auf diesen damals angebrachten Eingang bezieht.

Auf der Nordseite führen steinerne Staffeln auf die alte Emporbühne. Auf dem über dem Chor stehenden niedrigen, viereckigen Thurm mit hölzernem Oberstock und gespitztem Schieferdach hängen, außer der alten Uhr, zwei Glocken, von welchen die größere die Jahrszahl 1782 trägt und den Namen des Gießers Chr. Ludwig Neubert von Ludwigsburg, so wie die Namen des Pfarrers Binder und Amtmanns Ziegler. Eingelassen sind auf drei Seiten 5 Silbermünzen: 1) mit 10 1 feine Mark, 1778. 2) 1 kleinere. 3) 1 Thlr. 4) 1 kleinere. 5) 1 Thlr.

Auf der kleineren, viel älteren ist nur noch der Name des Evangelisten Markus zu lesen. Ohne Jahrszahl.

Die Baulast hat das ziemlich unvermögliche pium Corpus, subsidiarisch die Gemeinde.

Der Kirche gegenüber steht in etwas sumpfigem Grunde das Gemeindegebäude, welches unter Einem Dache, aber in zwei Theile gesondert, zu ebener Erde gegen Norden das Rathszimmer mit Zubehör gegen Westen das geräumige und helle Lehrzimmer, im oberen Stock gegen Osten die Wohngelasse des ständigen Pfarrverwesers, gegen Westen die des Schulmeisters enthält. Vor der Lostrennung von Eberstadt wurde die Schule durch einen von dem dortigen Schulmeister täglich hieher abgeordneten Provisor im Rathhause gehalten. Das jetzige Schullokal wurde erst im Jahr 1839 – in Folge des Schulgesetzes von 1836 – auf Gemeindekosten an das Rathhaus angebaut. Die Einrichtung der etwas beschränkten Wohnung des im J. 1843 aufgestellten ständigen Pfarrverwesers im oberen Stock des Rathhauses geschah ebenfalls auf Kosten der Gemeinde, welche der von ihr beantragten Veränderung bedeutende Opfer brachte; wie sie auch im Jahr 1845 einen eigenen Gottesacker vor dem südöstlichen Ende des Dorfes an der Vicinalstraße, die nach Eberstadt führt, anlegte und ummauern ließ.

Die dem Staat im Jahr 1834 von der Gemeinde abgekaufte Ortskelter mit 4 Bäumen steht außen an der noch jetzt sogen. „Klostergasse“, wo ohne Zweifel das früher hier begüterte Kloster Schönthal (s. unten) ein eigenes Verwaltungsgebäude (oder eine Kelter?) hatte, was dieser Gasse den Namen gab.

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_242.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)