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Vicinalstraße verbunden, welche über Affaltrach nach Willsbach führt und dort in die Weinsberg-Löwensteiner Poststraße ausmündet. Dieselbe Vicinalstraße vermittelt, nordöstlich nach Scheppach ziehend, die Verbindung mit dem Brettachthale und in ihrer Fortsetzung mit Öhringen, so wie andererseits über Unterheimbach mit dem sogen. Burgfrieden und in ihrem dortigen Ausgangspunkte mit der Löwenstein-Mainhardter Poststraße, die übrigens noch näher über Affaltrach, Weiler, Reisach und die sog. Klostersteige bei Lichtenstern und Hirrweiler gewonnen werden kann.

Die Heilbronn-Haller Eisenbahn zieht nördlich an Eschenau vorüber und bekommt hier eine Haltstation.

Die Einwohner sind nicht eben von kräftigem Schlag. Bei den Weingärtnern zeigt sich überhaupt verkümmertes Wachsthum durch harte Arbeit an den Bergen, das sog. Verbutten. Auch Anlage zum Cretinismus kommt hier häufiger vor. Dr. Rösch fand i. J. 1844 unter 951 Einwohnern 8 Cretins = 0,84 Przt. (s. oben Wasser). Epidemische Krankheiten sind selten. Die Vermögensumstände sind im Allgemeinen sehr mittelmäßig. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 40 Morgen, der mittlere, gewöhnlichere 20–25 Morgen, der geringste 2 Morgen. Ganz Besitzlose, die, wie die geringern Güterbesitzer, mit Taglohn sich nähren, sind nur 4–5 vorhanden.

Bettelarm, der öffentlichen Unterstützung bedürftig, sind 3–5 Personen vorhanden.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Weinbau und Viehzucht, bei den Israeliten, von denen 4–5 Ökonomie treiben, Handel, besonders Viehhandel.

Außer den Gewerben für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse sind vorhanden: 4 Schild- und 5 Speisewirthschaften, 3 Kaufläden, 1 Krämerei, 1 Ziegelei in Wieslensdorf, 1 Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, und 1 Gypsmühle.

Der Ort hat das Recht, alljährlich am 14. März und am 10. Juli einen Vieh- und Krämermarkt zu halten.

Die climatischen Verhältnisse sind bei der geschützten Lage im Ganzen günstig, Frühlingsfröste selten. Hagelschlag kommt ebenfalls sehr selten vor.

Der Boden des Ackerfelds besteht aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehm, der der Weinberge aus Keupermergel. (S. den allgem. Theil).

Die mit Einschluß von Wieslensdorf 2296 Morgen große Markung enthält: 58 Morgen Gärten und Länder, 606 Morgen flürlich und 98 Morgen willkührlich gebaute Äcker, 284 Morgen Weinberge,

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)