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umgebaute gutsherrschaftliche Schloß an der hier aufwärts ziehenden Hauptstraße des Orts, durch seine Lage und Höhe die übrigen Gebäude überragend.

Das v. Hügel’sche Familienwappen ist im Frontispice in Stein.

Im Innern sind sehr viele, elegant eingerichtete Zimmer, und unter dem Schlosse in der ganzen Länge große, geräumige Keller für das gutsherrschaftliche Weinlager, Erzeugniß der gutsherrschaftlichen Weinberge.

Auf der andern Seite der Straße, dem Schloß gegenüber, steht das ansehnliche gutsherrschaftliche Amthaus, in dessen unterem Stock der hier domicilirende Amtsnotar, im oberen der Pfarrer eingemiethet ist, seitdem im Jahr 1842 das alte, unten frei auf Säulen stehende, baufällige Pfarrhaus in der Nähe der Kirche verlassen und, weil das pium Corpus zu einem Neubau auf derselben Area unvermögend ist, provisorisch an einen Bauersmann vermiethet ist. Ein schöner, der Gutsherrschaft vorbehaltener Garten schließt sich hinten an diese hoch und freundlich gelegene Wohnung nebst Ökonomiegebäuden an.

Auf einer leichten Anhöhe am westlichen Ende des Orts steht die geräumige, helle und freundliche Pfarrkirche. Sie wurde nach der Pfarrbeschreibung und nach einem Stein in der Sacristei, der die Jahrzahl 1591 trägt, an der Stelle der alten, ca. 1570–90 erbauten engräumigen Kirche im Jahr 1755 von der damaligen von Killinger’schen Patrimonialherrschaft neu erbaut und der Gemeinde (mit dem Onus fabricae) geschenkt. Die Bauart ist die styllose der damaligen Zeit. Chor ist keiner vorhanden. Das Erdstockwerk vertritt die Stelle der Sacristei, von welcher eine Stiege auf die in der Mitte stehende Kanzel führt. Das Innere des Langhauses, das mit seinen weißgetünchten Wänden nichts Bemerkenswerthes bietet, ist auf beiden Seiten durch hohe, rundbogige Fenster erhellt. Auf der nördlichen Empore ist eine sog. Kirchenstube für die Gutsherrschaft mit Glasfenstern angebracht. An der westlichen Orgelempore ist ein in Holz geschnitztes Bild von David mit einer großen Harfe.

Auf dem ziemlich hohen, an der Ostseite stehenden Thurme mit spitzem Ziegeldach hängen 3 Glocken. Die kleinste, wohl die älteste, trägt die Namen der 4 Evangelisten. Die größte ist 1767 von Metzger in Heilbronn, die mittlere 1793 von Neubert in Ludwigsburg gegossen. Erstere trägt das v. Killinger’sche Wappen mit zwei Sprüchen.

Neben der Kirche, nördlich nur wenige Schritte entfernt, steht das alte zweistockige Schulhaus, in dessen unterem Stock das geräumige, aber niedere Lehrzimmer des Schulmeisters und gegenüber

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)