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Unterstöcken, woneben in den Seitengassen auch kleinere, von Mittellosigkeit zeugende sichtbar sind.

Auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte des Orts liegt die massiv im spätgermanischen Styl erbaute Kirche, zu deren Emporen eine außen an der Südseite angebrachte hohe steinerne Staffel führt. Die Jahrszahl 1584, welche auf die Zeit ihrer Erbauung oder Renovation führt, ist über dem nördlichen Seitenportale und an der eichenen Seitenportalthüre angebracht. Die langen vier Fenster zu beiden Seiten sind rundbogig und gegen innen sich erbreiternd, ohne Füllung und Maaßwerk.

In dem viereckigen Chor, der durch einen spitzen Triumphbogen vom Schiff geschieden ist und ein Kreuzgewölbe und drei spitzbogige Fenster ohne Füllung und Maaßwerk hat, steht auf einer mäßigen Erhöhung die kleine Orgel, vor welcher Plätze für die singenden Schüler angebracht sind.

Der Taufstein ist hohl, kelchartig gehauen, mit der Jahreszahl 1592.

Die auf der Südseite des Chors angebaute, von außen zugängliche niedere Sacristei hat eine flache Decke und zwei kleine, nach innen weitere Fenster, mit Auftritt auf die am Triumphbogen anstoßende Kanzel, an welcher plump geschnitzte Bilder von Christus und den Evangelisten sind.

Der obere hölzerne Theil des auf der Ostseite über dem Chor stehenden, jetzt durchaus massiven Kirchthurms wurde im August 1816 durch einen heftigen Gewittersturm herabgestürzt, wobei aber der Glockenstuhl unversehrt blieb. Die massive Wiederherstellung erfolgte erst im Jahr 1821 mit einem Kostenaufwand von 4422 fl.

Von den 3 Glocken hat die größte die Umschrift: Wolfgang von Nürnberg hat mich gosen, Durch Feuer bin ich geflossen. 1652. (Folgen mehrere Namen von damals Angestellten, besonders M. Vogel, damals Pfarrer.)

Die mittlere ist vom Jahr 1457 und trägt die Evangelistennamen. An sie knüpft sich die im Ort verbreitete, schon bei Steinhofer vorkommende Sage: Sie sey während des 30jährigen Kriegs begraben gewesen und erst nach dem Frieden von Schweinen – einem Eber, sagt man in Eberstadt – herausgewühlt und so wieder gefunden worden. Was dieser Sage Interesse giebt, ist, daß noch jetzt zwei Äcker zwischen Eberstadt und Hölzern, welche zum Wittumgut gehörten, lagerbüchlich „Glockenäcker“ heißen. Die kleinere Glocke ist 1830 umgegossen worden. Die Baulast liegt dem vermöglichen pium Corpus, subsidiarisch der Gemeinde, ob.

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_203.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)