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Der aus Diluvial-Lehm und Mergel bestehende Boden ist fruchtbar.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftige, wohlgewachsene Leute, bei welchen keine Spur von Cretinismus und sehr selten epidemische Krankheiten vorkommen. Sie sind in ihrem Berufe sehr fleißig, geordnet und sparsam und zeigen Sinn für Religion, Kirchlichkeit und Kinderzucht. Ihre Vermögensumstände im Ganzen sind gut zu nennen. Der größte Güterbesitz beträgt ca. 80 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 25–30 Morgen, der geringste 3–4 Mrg. Ganz Besitzlose, die sich nur mit Tagelohn nähren oder öffentliche Unterstützung suchen müssen, gibt es keine.

Die 1667 Morgen große Markung enthält 26 Mrg. Gärten und Länder, 642 Mrg. Äcker, worunter 44 Mrg. willkührlich gebaute, 72 Mrg. Weinberge, 179 Mrg. Wiesen (worunter nur 3 Mrg. einmähdige), 619 Mrg. Laub-, 1 Mrg. Nadel- und 50 Mrg. gemischte Waldung, 5 Mrg. Waiden und 12 Mrg. Öden.

Davon gehören dem Staat etwas über 3 Mrg. Wiesen, 363 Mrg. Laubwald; der Gemeinde: 4 Mrg. Äcker, 1 Mrg. Wiesen, 225 Mrg. Laubwald, Etwas an Waide und Öden.

Die Landwirthschaft wird unter allgemeiner Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften, besonders des Brabanter Pfluges, sehr fleißig betrieben. Dem ohnehin nicht unfruchtbaren Boden hilft man außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch mit Gülle, Gyps, Asche und Straßenkoth nach.

Die Bespannung geschieht mit Ochsen oder Kühen unter dem Halbjoch. Bei der Ernte bedient man sich gewöhnlich der Sichel.

Von Getreide wird hauptsächlich Dinkel und Haber, wenig Roggen, Einkorn und Gerste gebaut. In der Brache, welche fast ganz angeblümt wird, und auf den willkührlich gebauten Äckern kommen zum Anbau Kartoffeln, Futterkräuter – besonders dreiblätteriger und ewiger Klee und Esper – Angersen, Wicken und Erbsen, wenig Ackerbohnen, etwas Reps und neuerdings auch Zuckerrüben für den Selbstgebrauch. Hanf und Flachs, sowie Kraut wird in der Brache, seltener in den Ländern und nur zu eigenem Bedarf gebaut.

Bei einer Aussaat von 71/2–8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber, 3 Sri. Roggen, 31/8 Sri. Gerste wird der Ertrag eines Morgens durchschnittlich zu 8–10 Schff. Dinkel, 7–8 Schff. Haber, 4 Schff. Roggen, gegen 6 Schff. Gerste angegeben.

Die besten Güter liegen im sog. Hoffeld und langen Gewänd.

Der Preis eines Morgen Ackers bewegt sich zwischen 100 fl. und 450 fl.

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_199.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)