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von der Gemeinde neu zu bauenden Schul- und Rathhause Platz zu machen.

Der jetzt auf dessen Ostseite stehende Thurm, an welchem keine Jahreszahl zu finden ist, hat zwei Glocken und eine alte, sog. Waguhr, und dient jetzt in seinem obern Stock zu einem Futterboden und Holzplatz, in seinem unteren Stock zu einem Stall.

An der größeren Glocke ist die Inschrift: 1748. Ich bin zu Gottes Ehr, zu Beförderung dessen Worts gegossen, hergebracht auf Kosten dessen Orts. J. F. B. E. R.-M. C. F. Müller, p, l. (pastor loci) Schramm. S.H. (Schultheiß.) P. Brecht. H.P. (Heiligenpfleger.) M. Acker. B.M. (Bürgermeister.)[1]

An der kleineren ebenfalls 1748. Joh. Leonh. Lösch goß mich nach Dünbach, und die Namen Müller (wie oben), Mugele, Schanzenbach, Hüfner, Acker.

Das sehr stattlich aussehende neue Schul- und Rathhaus hat in seinem unteren Stock ein geräumiges, helles Lehrzimmer für dermalen 103 Kinder, im oberen Stock die freundlichen Wohngelasse für den Lehrer, und im Giebelstock mit Mansarde das Rathszimmer mit Zubehör für Registratur etc. im andern Giebel.

Das heizbare Ortsgefängniß ist im untern steinernen Stock des Schul- und Rathhauses.

Die Ortskelter mit zwei Bäumen steht am nordwestlichen Ende des Dorfes und gehört seit dem Anfang der 30r Jahre der Gemeinde, welche sie vom Staate bei Abkaufung des Zehnten übernahm.

Ein steinernes Gemeindebackhaus wurde unlängst errichtet. Ein kleines Armenhaus ist vorhanden für Nothfälle.

Gutes Trinkwasser liefern ein öffentlicher laufender und gegen 20 Privatpumpbrunnen.

Eine unversiegbare Quelle bildet eine Wette für Feuersgefahr. Auch hat der Bach für diesen Zweck eine Stellfalle.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Ackerbau und Viehzucht, in geringerer Ausdehnung der Weinbau (s. unten). Die Gewerbe dienen nur dem nöthigsten örtlichen Bedürfnisse. Außerdem ist eine Schildwirthschaft, eine Speisewirthschaft und eine Krämerei vorhanden.

Die klimatischen Verhältnisse sind weniger mild, als im Sulmgebiete, theils wegen der höheren, theils wegen der den Ost- und Nord-Ostwinden offenen Lage. Hagelschlag kommt selten vor, seit 1850 nicht mehr.


  1. Die Glocke selbst gibt alle Namen mit Initialschrift.
Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)