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württembergische Episcopat, welches unter der Bezeichnung Protectorat der Orden durch Tractat vom Jahr 1663 und 1706 anerkannte. Württemberg erhielt dadurch das jus advocatiae et visitandi und die evang. Gemeinde wurde 1706 einem württemb. Special-Superintendenten untergeordnet, dem Orden aber, welchem das Patronatsrecht auch nach der Reformation bis 1806 verblieb, die beliebige Wahl eines württemb. Decans für das Visitations-Geschäft zugestanden. Der Übergang des mit der ursprünglichen Pfarrei verbundenen Pfarrfonds an die evang. Pfarrei fand durch den westphälischen Frieden seine Bestätigung. Den Fonds der Frühmeßkaplanei dagegen, zu welchem zwei im J. 1293 von Hartmann von Helfenberg gestiftete Bauernhöfe gehörten, zog der Orden an sich und verwendete später die eingezogenen Frühmeßrevenüen zur Unterhaltung eines katholischen Geistlichen.

Gegen die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts nämlich fiengen die Commenthure des Johanniterordens an, auswärtige Katholiken hereinzuziehen, deren Taufen u. s. w. Anfangs von dem evang. Geistlichen besorgt wurden. 1660 wurde durch Commenthur von Hall und Affaltrach, v. Wolf-Ramsdorf ein Anfang katholischen Gottesdienstes gemacht und 1666 durch v. Reede, Cardinal des heil. röm. Reichs, Commenthur und Herrn von Affaltrach, das exercitium fortgepflegt. 1667/71 begehrte der Malteser-Ritter Baron von Trosten, daß die Katholiken zugelassen und geduldet werden. 1673/74 berief die Ordens-Commende den ersten katholischen Pfarrer. 1728 traten an dessen Stelle Ordensgeistliche, zuerst Dominicaner von Wimpfen, sodann, nachdem 1735 der Commenthur von Enzberg ein Hospitium allhier errichtet und mit 2 Mönchen vom Kapuziner-Orden aus der fränkischen Provinz besetzt hatte, diese Kapuziner, ein Superior, welcher Pfarrer, und ein Pater, welcher Kaplan war. Neben ihnen war ein Laienbruder als Koch. Dieses Hospitium wurde erst im J. 1810 durch Decret des württemb. kath. geistl. Raths aufgelöst, die Versetzung der 2 Kapuziner in das Kloster zu Neckarsulm verfügt, die kath. Pfarrei von dem Bisthum Würzburg getrennt und an das K. württemb. General-Vicariat gewiesen, und mit einem Weltgeistlichen als Pfarrer besetzt, welcher den Auftrag erhielt, gemeinschaftlich mit dem evang. Pfarrer an Handhabung der Sittenpolizei und am Armenwesen Theil zu nehmen. Daher besteht noch jetzt ein gemeinschaftlicher Kirchenconvent und Stiftungsrath.

Der katholische Gottesdienst wurde Anfangs in der Hauskapelle des Commenthurie-Gebäudes gehalten. Im Jahr 1706 aber wurde durch Verhandlungen zwischen dem herzoglich württemb. Haus (als

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)