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1634 eine kaiserliche Heeresabtheilung von Hall her in das Weinsberger Thal ein, plünderte – unter Ermordung von 10 wehrlosen Menschen beim Einzug – die Stadt rein aus und nöthigte die Bewohner durch Mißhandlungen aller Art zur Flucht. Die Felder blieben unbebaut, der Vorrath wurde geraubt und aufgezehrt. So entstand eine Theurung, Hungersnot und in deren Folge die Pest, welche 1635 hier 646 Menschen wegraffte[1].

Außer Truppendurchzügen von Östreichern, Baiern und Sachsen hatte Weinsberg in den Kriegen K. Ludwigs XIV. von Frankreich keine solche unmittelbaren Drangsale zu leiden, wie der Mordbrenner Melac etc. über andere Städte und Gegenden brachte.

Im Jahr 1707, den 19. August, wo eben das deutsche Heer von Ellwangen aus hier durchgezogen war, um gegen den Rhein vorzurücken, zerstörte ein unglücklicher Brand innerhalb 4 Stunden die Stadt (265 Gebäude) bis auf etwa 30 Häuser und die Kirche.

Im Revolutionskriege war hier vom Februar bis August 1794 ein kaiserlich östreichisches Lazareth, zu welchem das Rathhaus, das Decanat-, Präceptorat- und deutsche Schulhaus eingeräumt wurden und in welchem 120–130 k.k. östreichische Soldaten starben.

Im Jahr 1800 und nach dem Frieden von Luneville 1801 hatte Weinsberg, wie das benachbarte Heilbronn, bedeutende französische Durchzüge, ebenso im Okt. 1805. Im Dez. 1813 war es ein Etappenplatz für die Durchzüge von Östreichern, Baiern und Russen.

Von hiesigen Obervögten und Amptleuten sind aus ältester Zeit mit Namen bekannt, und zwar aus kurpfälzischer, 1450–1504: Hans Horneck von Hornberg, Lutz Schott, Ritter 1460, Hans von Gemmingen 1481 (Mone Zeitschr. 11, 362), Ludwig von Sickingen 1486, Marx von Wollmershausen 1493 (Mone Zeitschr. 11, 365), Hans von Helmstadt 1497. Als württembergische Obervögte kommen vor: Georg von Vellberg 1516, Sebastian von Nippenburg 1518. Württembergischer Keller oder Untervogt war Sebastian Breuning 1514 (im Jahr 1516 zu Stuttgart hingerichtet). Vieljährige Oberamtleute aus neuerer Zeit waren Carl Ludwig Malblank (1751 bis 1785) und Hofrath Fetzer (1785–1809).

An hiesiger Kirche standen im Jahr 1512 u. ff.: Joh. Öcolampadius, welcher die von seinem Vater, einem hiesigen Bürger, gestiftete Predigerpfründe im Jahr 1512 und 1516–1518 bekleidete


  1. Über den darauf gefolgten gräflich Trautmannsdorf’schen Besitz und die Bestimmungen Herzog Eberhards III. vom Jahr 1649, und den Heimfall an das regierende herzogliche Haus im J. 1742 s. VII, 1.
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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)