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Ein Wandergehilfen-Unterstützungsverein wurde im J. 1850 theils aus freiwilligen Beiträgen vermöglicherer, von dem Bettel früher schwer belästigter Einwohner, theils aus Beiträgen von den Zünften, gegründet, womit diese Art von Bettel abgestellt ist.

Der zur Gemeinde gehörige Rappenhof, 3/8 Stunden geom. von der Stadt enfernt, liegt malerisch und durch eine zu ihm führende Pappelallee fernhin kennbar, auf einer kleinen Anhöhe über dem Stadt-(Saubach-)Thälchen.[1] Es ist ein sehr gut bewirthschaftetes Gut und erst im Jahr 1859 nach dem Tod des Besitzers um die Summe von 36.000 fl. in die Hände des Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein übergegangen.

Der 3/8 St. (geom.) nördlich von der Stadt gelegene Weißenhof ist eine K. Domaine von 260 Morgen Ackerfeld, Wiesen und Weinbergen, an einer kleinen Anhöhe vom Thälchen des Eberstadter Baches, welcher hier den Namen Weißenhofbach annimmt, sanft aufsteigend. Die Wohn- und Ökonomiegebäude sind ringsum mit einer ziemlich hohen Mauer umgeben, wozu nach der Sage Steine von der zerstörten Burg Weibertreue verwendet worden seyn sollen. In der Geschichte des hier wüthenden Bauernkrieges ist noch nicht von ihm die Rede. Er gehörte dem Kloster Schönthal, welches ihn 1699 an Herzog Friedrich August von Württemberg-Neuenstadt († 1716) verkaufte. Dieser überließ 1701 die Hälfte hievon an seine Gemahlin, von welcher dieselbe im J. 1719 durch Kauf an ihren Schwager Herzog Carl Rudolph kam. Von diesem wurde der Hof im J. 1733 der Gräfin de la Contrey als Fidei-Commiß geschenkt, und kam nach deren Tod im J. 1749 an die Nichten Carl Rudolphs, die württ.-neuenstadt’schen Prinzessinnen Eleonore Wilhelmine Charlotte und Friederike. Erst nach dem Tode der Letzteren, welche zeitweise hier residirte, fiel er im J. 1781 dem regierenden Haus Württemberg zurück, weßhalb auch über die Verwaltung des Gutes bis zum J. 1808 stets eine besondere Rechnung geführt wurde. Der Hof ist in Bestand gegeben an Werkmeister Hildt in Weinsberg.

Das Wolfshöfle, 1/4 Stunde entfernt, in der Nähe des


  1. Ursprünglich Eigenthum der Stadt unter dem Namen Rappenwaide, öde und wüst gelegen, wurde dieses Areal mit 48 Mrg. 2 Viertel und 1 Mrg. Stadtacker im März 1782 an den Hospitalbeständer Kolb um 1663 fl. 30 kr. verkauft, welcher Haus und Scheuer darauf baute, denen der Magistrat den Namen Rappenhof beilegte. Im Jahr 1815 war der Hof Besitzthum und Aufenthaltsort der berühmten Frau von Krüdener. (Schwäb. Chronik vom 2. April 1859.)
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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_159.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)