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Vater. Die äußere Umfassungsmauer, welche die ganze obere Fläche des schönen Bergkegels umschloß, ist auf der Ost- und Südseite, wenn auch bedeutend bis auf ca. 9′ erniedrigt, doch noch gut erhalten. Auch von den beiden Thoren und dem zwischen einer 2fachen Mauer herabführenden Thorweg (genannt Frauenweg), sowie von den gebrochenen runden Thürmen zu beiden Seiten des äußeren Thores sind noch bedeutende Spuren sichtbar. Größere Zerstörung zeigt sich an der Nord- und einem Theil der Westseite der Mauer. Tritt man von dem erstgedachten Wege herauf durch eine enge Mauerpforte oberhalb des gedachten Thorwegs in den inneren Burgraum, so stößt man zuerst auf einen noch gut erhaltenen, unten runden, oben achteckigen Eckthurm der zerstörten Burg, welcher seit der Restauration von 1824 mittelst einer Wendeltreppe wieder besteigbar ist und einen Überblick über den Raum gibt, welchen die Burg einnahm. Von ihm aus zogen sich die Grundmauern des Ritterhauses in gerader Linie gegen N. bis zu dem noch stehenden großen runden Eckthurm, unter welchem das spitzbogig hochgewölbte Burgverließ war. Bei der Restauration von 1824 wurde die 18′ dicke Mauer dieses Verließes von Außen durchbrochen, so daß man jetzt durch diese auf Stufen in dieses Grab von Lebendigen hinabsteigen kann, wohin ehemals die Gefangenen nur durch eine noch vorhandene, mit Eisengitter verwahrte Öffnung in der obersten Spitze des Gewölbes hinabgelassen wurden. Ein 20′ langer gewölbter Eingang führt in den oberen Raum über diesem Gewölbe; und in den nach Außen sich verengenden Maueröffnungen, bei 18′ tiefen Schießscharten, haben die Vereinsglieder Äolsharfen angebracht. Auf Stufen von Außen bei einem verschütteten Brunnen steigt man endlich auf den oberen Rand des runden Thurmes, dessen Mauern eine sehr bedeutende Breite haben.

Hier hat man einen herrlichen Überblick über die Stadt und das gesegnete milde Weinsberger Thal, begränzt von den Löwensteiner- und Mainhardter Waldbergen, bis zu den Höhen von Waldenburg, auf der anderen Seite durch das Sulmthal in das Neckarthal hinüber und auf den Odenwald bis zum Katzenbuckel und wieder auf Heilbronns Wartberg und auf Weiler zum Stein.

Von einem dritten, dem höchsten und Hauptthurme, steht nur noch eine ca. 40′ hohe, 24′ breite, hohle Ruine, aus dessen Gemäuer die Steinchen für die Weibertreuringe gesammelt werden. In ihrem Halbbogen ist ein runder steinerner Tisch mit einer steinernen Bank seit der Restauration von 1824 angebracht, wie auch unweit davon, auf der obersten Fläche des Burgraumes, auf einem freien Platz ein von hölzernen Bänken umgebener großer steinerner Rundtisch steht,

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)