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gothischer Schrift und Wappen hieher eingemauert. Am Weiler’schen Wappen steht: † Gebin von Wiler. Burkart von Wiler; am Enzberg’schen: † Avbret von Enczberk.

Im Inneren der Kirche trennen spitzbogige Arkaden das Mittelschiff von den Seitenschiffen. Die Säulen der Arkaden stehen auf Sockeln, die Schafte sind gleich dick, zum Theil achteckig, darüber eine Wulst (Kranz). Das Kapitäl ist würfelförmig, doch breiter als hoch, mit Muscheln, Korallen, verschlungenen Ranken, mit Blättern, Palmzweigen. An Einem der Kapitäle sieht man 2 Fuchsköpfe. Alles ist übrigens im Laufe des Jahrhunderts mit oftmaliger Tünche überschmiert, Manches darunter wohl auch bei der Zerstörung von 1525 und im 30jährigen Kriege muthwillig abgestoßen, wie bekanntlich die Schweden im 30jähr. Kriege den geschnitzten Holzbildern die Nasen abhieben. Da, wo die Kirche verlängert ist, stehen statt der Säulen plumpe viereckige Pfeiler, zum Tragen der aufgesetzten Emporen benützt. Diese Säulen und Pfeiler tragen Halbkreisbögen, welche nur wenig in Spitzbögen übergehen. Darüber sind Rundbögen, durch welche Licht in das Mittelschiff fällt.

Hochoben, zunächst unter dem Dache, ist auf beiden Seiten eine Reihe von kleinen, etwa 4′ hohen, nach innen sich verengenden Rundbogenfensterchen. Die Kanzel, mit einem Schalldeckel von gothischem Schnitzwerke, ist an Einer der südlichen Arkadensäulen des Mittelschiffes und stammt nach der Jahreszahl am Schalldeckel aus der Restauration der Kirche nach dem 30jährigen Kriege 1649; vielleicht aus dem gleichen Jahre der protestant. große steinerne Altar unweit der Thurmhalle und der zum Zweck des ehmaligen Eintauchens hohle, kelchartig gehauene Taufstein vor dem Altare.

Die Decken sind flach, aus übertünchten, verschaalten Brettern bestehend. Auf der Westseite des Mittelschiffes ist dieses von einer, terrassenmäßig gegen das obenberührte große Bogenfenster ansteigenden Empore der ganzen Quere nach bedeckt. Ebenso ist seine Ostseite querüber, vor der oben beschriebenen schönen Chorhalle des Thurmes, durch eine hohe Empore bedeckt, auf welcher die Orgel und die Stühle für die Kirchenmusik angebracht sind.

Das Mittelschiff hat ein Satteldach; die Seitenschiffe sind durch Nähladendächer, der Thurm mit einem spitzen Zeltdach bedeckt. Das Eigenthum und die bauliche Erhaltung der Kirche steht der Stiftungspflege zu.

Die ehemalige Spitalkirche war auf der nördlichen Ecke des seit dem Jahre 1799 verkauften Spitals (s. unten) in der unteren Stadt, zunächst an dem vormaligen unteren Thore, noch erkennbar an

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)