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Türken begleitet, sich bei Belgrad von ihm verloren und ihn hier im Schlosse wieder aufgefunden hatte. 1

Das Schloß wurde nach seiner Erwerbung durch Herzog Eberhard III. zu einem Apanagenschloß bestimmt, als welches dasselbe von verschiedenen Gliedern der württembergischen Regentenfamilie bewohnt ward. Nach dem schon mehrmals erwähnten Tausche der Hofdomainenkammer mit dem Staat benützte König Friedrich das Schloß als Jagdschloß, bis es später zu einer Kaserne für eine Abtheilung der reitenden Artillerie eingerichtet wurde. Im Jahr 1816 aber wurde dasselbe, als ein Bestandtheil des Privateigenthums der regierenden Familie, dem königl. Hofdomainenkammergut einverleibt und theils dem Hofkameralverwalter und dem Hofkammerförster zur Wohnung angewiesen, theils als Fruchtkasten benützt, die dazu gehörigen Güter aber verpachtet. In dem sogenannten Jägerhaus wurde später eine Strohflechtanstalt betrieben. Nachdem jedoch Seine Majestät der König den Entschluß gefaßt hatte, eine von der Verwahrungsanstalt von Geisteskranken abgesonderte Irrenheilanstalt zu errichten und die Wahl auf dieses Schloß gefallen war, wurde dasselbe mit den dazu gehörigen Gärten am 18. April 1831 durch den Staat von der königl. Hofdomainenkammer um die Summe von 30.000 fl. käuflich erworben. Die Anstalt wurde am 1. März 1834 eröffnet. An derselben stehen und wohnen hier: der Director der Anstalt, mit einem Assistenzarzte, ein Öconomieverwalter mit einem Buchhalter, ein Oberwärter, der zugleich Hauswundarzt ist, eine Oberwärterin, 10 Krankenwärter, 8 Krankenwärterinnen, ein Gärtner und 13 weitere Officianten und Dienstboten. Bei der Einrichtung der Gebäude und bei der Abtheilung der Hof- und Garten-Räume wurde für Absonderung der Geschlechter, der verschiedenen Formen und Stufen der Krankheit und Genesung, sowie der verschiedenen Verpflegungsclassen, in welche die Kranken eintreten, gesorgt. Die Zimmer derselben sind durchaus freundlich und den Wohneinrichtungen gesunder Menschen gleichgestellt. Säle für gemeinschaftliche Beschäftigung, Speisung und Unterhaltung sind mit in den Wohnabtheilungen begriffen. Jede der beiden Hauptabtheilungen des Hauses besitzt ihre eigene mit den erforderlichen Apparaten für Douche-, Spritz-, Sturz etc.-Bäder versehene Badanstalt. Die Anstalt ist auf eine Normalzahl von 100 Kranken berechnet, wird aber, da diese Zahl dem Bedürfnisse nicht mehr genügt, eine weitere Ausdehnung bedürfen. Die Kranken werden in Absicht auf Wohnung und Nahrung nach drei Classen verpflegt, deren Wahl in der Regel von ihren Vertretern abhängt. Auch Ausländer werden aufgenommen; sie stehen jedoch in Collisionsfällen

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)