Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Waiblingen und 3/4 Stunden in derselben Richtung von Buoch. Die ganze Gemeinde ist nach Buoch eingepfarrt und der Zehente, ausschließlich der Novalien von Reichenbach, wo im Übrigen die Hofdomainenkammer Grundherr ist, der Pfarrei Buoch eingeräumt. Das Dorf hat jedoch die Grundrechte um 350 fl. 51 kr. abgekauft, so daß das Hofcameralamt hier außer dem verpachteten Novalzehenten nur noch 8 fl. 50 kr. Forstzins zu erheben hat. Unter den 78 Haupt- und 65 Neben-Gebäuden, welche die Gemeinde zählt, befindet sich kein öffentliches Gebäude.

Die Markung von Reichenbach besteht aus nur 1774/8 Morgen Baufeldes, worunter 24/8 Morgen Weinberg. Es kommt kaum 1 Morgen auf einen Einwohner. Der landwirthschaftliche Betrieb wird als gering bezeichnet; doch gedeihen sowohl die gewöhnlichen Halmfrüchte, als das Obst. Die Verhältnisse gleichen jenen in Buoch. Ein Morgen Ackers oder Wiesen kostet 100–150 fl., Weinbergs 150–200 fl. Handelsgegenstand sind hauptsächlich die Kirschen. Viele werden auch gebrannt und der Kirschengeist nach Außen verkauft. Außer diesen und Kernobst auch Zwetschgen. Der Weinbau in Reichenbach und Lehnenberg ist von ganz geringer Bedeutung. Die Einwohner gehören zu den ärmsten des Bezirkes und bauen nicht das eigene Bedürfniß an Getreide. An Gewerben sind nur 8 Leineweber und 3 Schuhmacher in der Gemeinde.

b) Der Weiler Lehnenberg, liegt 3/4 Stunden von Buoch, wohin er schulpflichtig ist, auf einem Berge, und hat eine eigene ziemlich große Markung. Das Auskommen der 123 Einwohner wird als schlecht geschildert. Der Zehenten nebst den übrigen grundherrlichen Rechten steht der Königl. Hofdomainenkammer zu; an letzteren hat der Weiler für 51 fl. 38 kr. abgelöst, so daß das Hofcameralamt Winnenden hieran nur noch 3 fl. 52 kr. jährlich zu erheben hat. – Im Jahr 1537 hatten der Heilige zu Winnenden und die Caplanei zu Bürg je 1 Lehen.

c) Spechtshof, Weiler mit 110 evang. Einwohnern, liegt wie Lehnenberg 3/4 Stunden von Buoch, mit eigener Markung. Der Pfarrer von Buoch theilt den Zehenten mit dem Staate, welcher für den großen Zehenten 2 Scheffel Frucht, für den kleinen Zehenten 5 fl., Surrogatgeld 2 fl. und 39 kr. Lehengefälle erhebt. Die Kinder besuchen die Schule zu Steinach.

In Reichenbach besteht neben einer Elementarschule und einer Winterindustrieschule seit neuerer Zeit auch eine Kleinkinderschule.

Die Verhältnisse der Gemeindepflege sind mittelmäßig; Stiftungsvermögen ist nicht vorhanden.

Die Gemeinde gehörte zum äußern Gerichte in Winnenden.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)