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Luikenäpfel ist hier ganz zu Hause. Der Waldbesitz ist unbedeutend. Der Preis eines Morgen Ackers ist 125 bis 800 fl., Wiesen 140 bis 500 fl., eines bessern Weinbergs 600 bis 800 fl. Die Rindviehzucht hat sich gehoben; die Racen sind Simmenthaler- und Neckar-Schlag. Die Farrenhaltung ist gut. Bei größerem Wiesenbesitze würde die Viehzucht noch stärker seyn. Sie ist, wie schon erwähnt, ein Haupterwerbszweig. Schafe besitzt außer dem Pachtschäfer, der die Winterung im Orte hat, Niemand. Von den Gewerben sind außer der Mahlmühle nur 5 von Pferden getriebene Gypsmühlen in Neustadt und 2 in Erbach zu erwähnen, welche jährlich 6 Monate gehen und die Waare bis Gmünd und Ellwangen absetzen.

Der Pfarrsprengel entspricht der politischen Gemeinde. Das Patronat ist königlich. Die Katholiken sind nach Öffingen eingepfarrt. Neustadt war von 1635–1653 wieder nach Waiblingen eingepfarrt. An der auch für die Filialien bestimmten Schule stehen ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Winters besteht für Mädchen eine Industrieschule.

Das Gemeindevermögen besteht nur in 411/8 Morgen Grundeigenthum, worauf 2000 fl. Schulden haften; das Vermögen der Stiftungspflege in 3096 fl. Öffentliche Stiftungen sind nur zwei vorhanden, eine von 80 fl. und eine von 150 fl.; die letztere zu Schulbüchern für arme Kinder.

Neustadt erscheint als „daz Stättel, doz niuwe Waibelingen heizzet“ in einer Urkunde von 1298, November 19. K. Adolph hatte den in Graf Eberhards von Württemberg Besitz befindlichen Ort für das Reich genommen; als daher Graf Eberhard sich im Frühjahr 1298 zu dem Herzog Albrecht von Österreich schlug, war es sein erstes Anliegen, sich die Wiedereinsetzung in diesen Besitz versichern zu lassen (Urkunde Herzog Albrechts von 1298, Mai 7., bei Gabelk.), welche am 19. November dieses Jahrs durch den jetzigen König Albrecht wirklich erfolgte (Sattler, Gr. 1. Beil. 23.).

Was die Grundherrschaft betrifft, so besaß 1494 die Herrschaft 1 Lehen, Frustingers Pfründe zu Waiblingen 1 Lehen, die hiesige Caplanei 1 Hof, der Heilige zu Winnenden 1 Hof und unser lieben Frau Caplanei zu Schorndorf 1 Lehen.

Im Jahr 1481 wurde eine Caplanei, welche früher hier als Filial von Waiblingen bestand, auf Veranstaltung Graf Eberhards des Jüngern zur Pfarrkirche erhoben. Neben derselben bestand aber vor der Reformation noch eine Caplanei. Der kleine Zehente gehörte damals der Dechanei zu Stuttgart; an den übrigen Zehenten waren die alte Frühmesse und die Allerheiligencaplanei zu Waiblingen betheiligt.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0183.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)