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Winnenden entfernt, auf einem hohen, fast kegelförmigen Berge, hinter welchem im Westen die sogenannten Berglen beginnen, und stößt mit seiner Markung an das Oberamt Backnang. Nach allen Himmelsgegenden eröffnet sich eine sehr schöne Aussicht.

Der Gemeindebezirk gehört zum Forstamt Reichenberg und Hofcameralamt Winnenden, welches sämmtliche Zehenten bezieht und deßwegen auch das Faselvieh halten sollte, hiefür aber jährlich 60 fl. an die Gemeinde bezahlt. An sonstigen Grundlasten hat diese seit 1818 von ersterem für 302 fl. 42 kr. abgelöst und jetzt noch 11 fl. 35 kr. in Geld, 1 Scheffel Roggen, 3 Scheffel 7 Simri Dinkel und 5 Scheffel 3 Simri Haber an dasselbe jährlich zu entrichten.

Das Dorf ist ziemlich eng gebaut, aber im Allgemeinen freundlich. Außerhalb desselben zieht ein nach Winnenden führender Vicinalweg vorüber. Es sind 56 Haupt- und 27 Neben-Gebäude vorhanden. Das Schulhaus gehört zur Hälfte einem Privatmann. Eine Kirche ist nicht vorhanden, wohl aber ein hoher, weithin sichtbarer runder Thurm mit Uhr und Glocke, der übrigens nicht von einer Kirche herrührt. Er ist mehr als 80 Fuß hoch, von sehr starkem Durchmesser und 91/2 Schuh dickem Gemäuer. Das Klima von Bürg ist merklich rauher, als unten in der Thalbucht von Winnenden; der Winter fängt bälder, der Frühling später an. Der Boden ist theils Sand-, theils Lehm-Boden. An Wasser ist kein Mangel; zwei laufende Brunnen in Bürg und einige Pumpbrunnen in Schulerhof. Sonst entspringen auf der Markung noch etliche Quellen, namentlich jene, die das durch Baach fließende Bächlein bilden. Bei Bürg ist ein kleiner Feuersee. Die Haupterwerbsmittel bestehen im Wein- und Feld-Bau. Die Einwohner gehören zu den ärmsten des Oberamtes; mehr als 1/6 derselben ernähren sich vom Sandhandel und Taglöhnen. Die Markung ist so klein, daß von dem Umfang nicht viel mehr als 1 Morgen auf 1 Einwohner kommt. Die Weinberge liegen an den Bergen Kautzenbach, Schloßweinberg und Aide. Der Ackerbau wird in gewöhnlicher Weise betrieben, die Brache stark eingebaut mit Klee, Kartoffeln, Hanf u. s. w. Die Bespannung besteht in Kühen am Doppeljoch. Das Getreide gibt 6–8fältigen Ertrag. Das Fruchterzeugniß reicht aber für den örtlichen Bedarf nicht hin. Die Thalwiesen sind ergiebig und können gewässert werden. Ein Morgen Weinberg erträgt 3–4 Eimer. Der Wein ist haltbar und gut. Die Obstzucht ist vom Boden weniger begünstigt und hauptsächlich auf Mostobst gerichtet; Steinobst ist seltener. Ein Morgen Ackers kostet 70– bis 300 fl., Wiesen 160–450 fl., Weinberg 200–500 fl. Die Rindviehzucht ist mittelmäßig gut. Hühner

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0130.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)