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Barbara- und eine Frauen-Caplanei. Das Patronat hierüber ging mit dem Stift Backnang an Württemberg über. – Zu Gunsten der St. Marien- und Annen-Capelle, weil solche „fast baufällig“ war, stellte Graf Ludwig von Württemberg den 28. October 1433 einen Bettelbrief aus.

In den Jahren 1626/35 herrschte die Pest. Im Sommer 1795 raffte eine Seuche 625 Stück Vieh weg und im December 1796 grassirte ein bösartiges Nervenfieber.



6. Gemeinde Bretzenacker
eine Gemeinde dritter Classe mit der Volkardtsmühle mit 275 ev. Einw.


a) Das Dorf Bretzenacker liegt nordöstlich 31/2 Stunden von Waiblingen auf den sogenannten „Berglen“ (S. 3), auf einer Anhöhe, der Eichberg genannt, die sich südlich gegen das Buchenbachthälchen abdacht. Bretzenacker ist mit Obstbäumen völlig umgeben. Die natürlichen Verhältnisse stimmen mit jenen von Oppelsbom, das nur 1/4 Stunde entfernt ist, ganz überein. Mit demselben ist es durch die durch das Buchenbachthälchen führende Vicinalstraße verbunden.

Die Gemeinde gehört zum Forstamt Reichenberg und Hofcameralamt Winnenden, welches hier Universalzehentherr ist; alle übrigen Grundlasten hat jene von diesem um 739 fl. 3 kr. abgekauft.

Das freundlich aussehende Dörfchen hat 43 Haupt- und 30 Neben-Gebäude, die meist alt und unscheinbar sind. Es ist von dem kleinen Gruppenbach bewässert und hat gutes, aus Felsen hervorquellendes Trinkwasser. Es kommt durchschnittlich kaum 1 Morgen Baufeldes auf einen Einwohner. Der Boden ist mager und steinigt, und nur mit vieler Mühe zu bauen. Die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind bei Oppelsbom näher angegeben. Außer dem Feldbau wird auch Weinbau, hauptsächlich aber Obstzucht getrieben. Der Wein ist von mittelguter Qualität und wird von Stuttgartern gerne gekauft. Leider haben Wein- und Obst-Bau häufig unter Hagelschlag zu leiden. Die Wiesen können gewässert werden und sind vorzüglich. In guten Jahren ist der Ertrag sowohl des Mostobstes als des veredelten Tafelobstes sehr bedeutend. Es wird theils im Orte von Händlern aufgekauft, theils in die Gegend von Murrhardt geführt. Noch mehr aber bilden die Kirschen, die gewöhnlich von Fremden aufgekauft werden, einen Haupterwerb. Frucht kann in der Regel nicht ausgeführt werden. Mit Ausnahme einiger Weber sind die Gewerbe ganz unbedeutend. Der Nahrungsstand ist im Ganzen genommen

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)