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Sträflinge gesäubert, Wochen- und Jahr-Märkte wurden ausgeschrieben, das Schiff der Kirche wieder bedacht; am Markte baute Zacher das im Jahr 1642 vollendete erste Haus, an dessen Außenseite er eine noch vorhandene Tafel anbrachte, welche in den S. 96 angegebenen Versen die Schicksale der Stadt schildert. Behufs weiteren Wiederaufbaues der Stadt wurden an gutherzige Christen, besonders an die Reichsstädte, mit Erfolg, Bitten um Beisteuer gerichtet. Im Jahr 1656 waren bereits wieder 140 Häuser und 54 Scheunen erbaut.

Gegen das Ende des dreißigjährigen Krieges, den 31. August (10. September) 1645, verschanzten sich die Bayern bei Waiblingen auf kurze Zeit (Sattler Herz. 8, 104). Ende Mai 1646 hatten sie ihr Hauptquartier in Waiblingen, durch welche Stadt der gegnerische Turenne am 24. August (3. September) 1646 seinen Durchzug hielt.

Beim Einfall der Franzosen unter K. Ludwig XIV. im Jahr 1688 und folg. wird der Schaden, welchen Waiblingen erlitt, auf 106.487 fl. berechnet (v. Martens 544). Im spanischen Erbfolgekrieg kam das deutsche Heer bei seinem Rückzug, Ende Mai 1707, hier durch (eb. 606).

Im Juli 1796 stand ein Theil der kaiserlichen Armee bei Waiblingen, am 26. Juli 1796 hatte der französische General Desaix sein Hauptquartier in der Stadt.

Von der Pest wurde die Stadt im Jahre 1457 heimgesucht, ferner 1519, wo in Stadt und Amt 1300 Menschen starben, und 1564, wo in einem halben Jahre 700 hinweggerafft wurden. Der englische Schweiß herrschte im Jahre 1529. Schutz gegen die Pest fanden dagegen allhier im Jahr 1483 die hieher geflüchtete Universität Tübingen, im Jahre 1571 das Tübinger Hofgericht, welchem zu Ehren die hiesige Bürgerschaft ein mit vielem Beifall aufgenommenes geistliches Schauspiel, das jüngste Gericht, am Sonntag Lätare aufführte.

Der früheste bekannte Pfarrherr von Waiblingen, welches wohl die stärkste Mutterkirche in Altwürttemberg war (S. 85), ist im Jahre 1225 Walther,[1] später kommt vor Dietericus Herter rector ecclesie in Urkunden der Jahre 1288, 1293 und folg.; noch im Jahre 1312 ist dieser „Diether der Herter Kircherre ze Wabelingen“ Zeuge Graf Gottfrieds von Tübingen für St. Gallen (Orig. Urk.


  1. Urk. Auszug bei Gabelkhover, hier bloß als W. plebanus in Weibelingen bezeichnet, aber im Jahr 1236 kommt vor Waltherus plebanus de Weybelingen (Grüsner dipl. Beitr. 3, 162).
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)