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gewallfahrtet, daher noch ein zu ihr führender Weg, der liebe Frauenweg, oder Nonnenpfad genannt wird. Dieselbe soll im spanischen Erbfolgekrieg theilweise zusammengeschossen worden sein; wahrscheinlicher ist, daß dieses schöne Denkmal mittelalterlicher Baukunst allmälig zusammenfiel, weil demselben seit langer Zeit keine Erneuerung mehr zu Theil wurde. Das in den edelsten Verhältnissen im rein germanischen Style erbaute Langhaus, nebst dem dreiseitig schließenden Chor, ist durchgängig mit Strebepfeilern besetzt, zwischen denen schlanke, in den Bogentheilen geschmackvoll gefüllte Spitzbogenfenster angebracht sind, die zum Theil noch an die Übergangsperiode von dem romanischen in den germanischen Baustyl erinnern. An der Südseite des Schiffs, in der Nähe des spitzbogigen Eingangs, befindet sich eine überaus schöne Wandnische, und unter derselben das Wappen der Herren Osterbrunn. Von dem viereckigen, gegen oben in ein Achteck übergehenden Thurm, steht gleichsam nur noch der Rumpf, indem ihm das obere Stockwerk und Dach fehlt; ebenso ist das Dach und Deckengewölbe des Langhauses zusammengestürzt, so daß Wind und Wetter sowohl von oben, als durch die hohlen Fensterräume täglich mehr zerstörend einwirken. An den Außenseiten der Kirche sind mehrere Grabdenkmale aus dem 16. und 17. Jahrhundert angebracht, betritt man aber das Innere derselben, so überrascht die Menge von Monumenten, welche theils auf dem Boden, theils an den Wänden vorhanden sind. Die liegenden Grabdeckel, zwischen denen jetzt die verschiedenartigsten Unkräuter rücksichtslos wuchern, sind meist mit Wappen der adeligen Familien v. Sternenfels, v. Nippenburg, v. Enzberg, v. Winterstetten etc. geziert, theils gehören sie Geistlichen an, und sind mit Kreuz und Kelch versehen. Besonders schön ist das im germanischen Geschmack gearbeitete Denkmal einer geb. v. Berg, welche 1512 starb, außer demselben stehen noch an den Wänden: ein knieender Ritter (ein Herr v. Nippenburg) von 1543; ein ähnlicher (gleichfalls ein Herr v. Nippenburg) von 1544, eine Frau in altem Costüm von 1576 etc.; die Inschriften, besonders die Namen, sind unleserlich geworden. Im Chor, dessen schönes Kreuzgewölbe nahen Einsturz droht, befindet sich auf dem Boden liegend das älteste Denkmal der Kirche mit dem Wappen der Osterbrunne und der Umschrift: ANNO DNI. MCCCLXXXXIIII OB.… OSTERBRVNN DE RVXINGEN; in der Nähe desselben liegt ein Grabdeckel, auf dem eine Frau abgebildet ist, mit der Jahrszahl 1547. An den Chorwänden stehen folgende Denkmale: 1) ein größeres, von dem sich noch ein knieender Ritter erhalten hat mit der Umschrift anno dom. 1584 starb d. 11. Januar der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)