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Die im südöstlichen Theile des Dorfs gelegene, ursprünglich im germanischen Styl erbaute Pfarrkirche ist im Laufe der Zeit stylwidrig verändert worden, und hat weder an ihrem Äußeren noch im Inneren etwas Ansprechendes; an der nordöstlichen Ecke derselben steht: anno dom. 1460, über dem südlichen Eingange 1564 und über dem nördlichen Eingange 1619; die erstere Jahreszahl, wahrscheinlich als Zeit der Erbauung, die beiden andern als Zeit vorgenommener Veränderungen der Kirche. An die Westseite schließt sich der viereckige, mit spitzbogigem Eingang und Schußscharten versehene Thurm, dem ein hölzernes Stockwerk nebst einem spitzen Zeltdach aufgesetzt ist. Auf dem Thurme, von dem man eine freundliche Aussicht in das Metterthal, nach Groß-Sachsenheim und Asperg genießt, hängen zwei in neuerer Zeit gegossene Glocken. Das untere Stockwerk des Thurms enthält ein Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein das Wappen der Herren von Sachsenheim angebracht ist. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege. Der Begräbnißplatz liegt am nordwestlichen Ende des Orts und wurde im Jahr 1835 um etwa 1/4 Morgen vergrößert; der frühere um die Kirche gelegene ist theilweise in einen Rebengarten umgewandelt worden.

Zunächst der Kirche steht das alte von der K. Hofdomänenkammer im Bau zu erhaltende Pfarrhaus nebst Öconomiegebäude.

Das gut eingerichtete Schulhaus, in welchem sich auch die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen befinden, wurde im Jahr 1830 mit einem Gemeindeaufwand von 3350 fl. neu erbaut. Neben der Volksschule wird den Winter über auch Industrieschule gehalten. Das schon sehr alte Rathhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First, wurde im Jahr 1850 namhaft verbessert. Von den vorhandenen Gemeindebackhäusern ist eines 1831, das andere 1836 erbaut worden. Auch besitzt die Gemeinde eine 1819 der Hofdomänenkammer abgekaufte Kelter und ein im Jahr 1833 neu erbautes Schafhaus.

Im untern Theil des Dorfs steht das sog. Schlößle, das längst in Privathänden sich befindet und durchaus verändert worden ist.

An des Ludwig Baumgärtners Wohnung stößt ein kleiner Hofraum, der früher eine Freistätte gewesen sein soll.

Die im Allgemeinen sehr fleißigen Einwohner gelten zum Theil für etwas rauh; mehrere neigen sich übrigens zum Pietismus, andere sind Anhänger der Werner’schen Lehre. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; besonders wird letztere sehr eifrig betrieben, und der Handel mit Vieh ist beträchtlich.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)