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sichtbar, die auf ihre ehemalige namhafte Ausdehnung und tüchtige Befestigung schließen lassen. Die Aussicht daselbst gehört zu den schönsten des Bezirks und erstreckt sich nicht nur über das weite Flachland, sondern auch an den Stromberg, die Löwensteiner Berge, über den Welzheimer-, Mainhardter-, Murrhardter- und Schurwald, wie über den Schönbuch; überdieß erblickt das Auge noch in weiter Ferne einerseits einen Theil der Alp, andererseits den Schwarzwald.

Das ziemlich regelmäßig angelegte Dorf ist mit reinlichen, größtentheils gekandelten Straßen versehen, an denen sich meist freundliche, ländliche Wohnungen lagern; eine besonders schöne Gruppe bilden die am südöstlichen Ende des Dorfes gelegenen Schloßgebäude nebst der Kirche und dem Pfarrhause. Das im Jahr 1710 in einem einfachen Styl erbaute, sehr ansehnliche Schloß ist Eigenthum des Gutsherrn Freiherrn v. Tessin; von den zugehörigen, meist ökonomischen Zwecken dienenden 13 Nebengebäuden sind 8 von dem gegenwärtigen Besitzer neu erbaut worden; an die Schloßgebäude lehnt sich ein geschmackvoll angelegter, 51/2 Morgen großer Garten. In mäßiger Entfernung vom Dorfe steht ein dem Gutsherrn eigener Schafstall, welcher im Jahr 1853 durch ruchlose Hände in Brand gesteckt und sofort wieder neu aufgebaut wurde. Überdieß besitzt Freiherr v. Tessin noch das am nordöstlichen Ende des Orts stehende, ehemalige Lingensdorff’sche Schlößchen mit vier Öconomiegebäuden, sowie das innerhalb des Dorfs neuerbaute Schafhaus nebst Schafstall. Die unansehnliche Pfarrkirche, in deren Nähe eine schönwüchsige Linde steht, ist alt aber durchaus stylwidrig verändert; an ihrem nordwestlichen Ende befindet sich die Jahrszahl 1582. Auf dem nicht hohen, viereckigen, gegen oben in ein Achteck übergehenden und mit einem Bohlendach gedeckten Thurme hängen drei Glocken, von denen die größte 1785, die mittlere 1713 und die kleinste 1738 gegossen wurde. Die Kirche enthält neben einem gut gearbeiteten germanischen Taufstein das Grabmal eines Hans Jakob von Münchingen und Hochdorf † 1592, ferner die Gedenktafel des Philipp Heinrich v. Tessin auf Hochdorf, Kammerpräsident, und dessen Gemahlin Catharina von Wöllwarth † 1728.

Der Begräbnißplatz liegt an dem nordöstlichen Ende des Dorfs.

Das Pfarrhaus ist frei und gesund gelegen und wie die Kirche und der Begräbnißplatz, von der Stiftungspflege zu unterhalten.

Dem Pfarrhause gegenüber steht das 1760 erbaute Schulhaus, in welchem sich auch die Wohngelasse des ohne Gehilfen angestellten Schulmeisters befinden. Das im Jahr 1836 mit einem Aufwand von 3600 fl. neu erbaute Rathhaus mit Thürmchen und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)