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modernen Styl mit einem Gemeindeaufwand von 4000 fl. neu erbaut; auf demselben sitzt ein blechbeschlagenes Thürmchen mit Glocke, und in dem unteren Stockwerk befindet sich eine Obstmühle.

Weitere öffentliche Gebäude sind: eine ansehnliche Kelter mit zwei Bäumen, ein 1833 erbautes Gemeindegefängniß, ein seit 1839 bestehender Gemeindebackofen, ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Die im Allgemeinen gesunden und wohlgewachsenen Einwohner sind sehr fleißig, sparsam und kirchlich gesinnt. Ihre ökonomischen Verhältnisse gehören zu den besseren des Bezirks, und für ihre Solidität spricht insbesondere, daß sie ohne Real-Versicherung gewöhnlich auf persönlichen Credit Anlehen erhalten. Im Einzelnen beträgt der ausgedehnteste Güterbesitz 40 Morgen, der gewöhnliche 8–10 Morgen, der geringste 2 Morgen; die Güterparcellen sind im Durchschnitt 1/2 Morgen groß.

Die mittelgroße, schön arrondirte Markung, welche mit Ausnahme der nicht bedeutenden Gehänge gegen das Glattbach- und Kreuzbachthal ziemlich eben ist, grenzt westlich an den Oberamtsbezirk Maulbronn und zwar an die Markungen Serres, Pinache, Dürrmenz und Lomersheim. Die ergiebigsten Güter liegen in der oberen und unteren Mehl, am Mönsheimer Weg, im Heerweg, Grund etc. Der größtentheils aus Diluviallehm bestehende Boden und das milde Klima begünstigen die Fruchtbarkeit der Gegend; nur Frühlingsfröste schaden nicht selten den Reben und Obstbäumen, besonders in dem Glattbach-Thale. Dagegen kommt Hagelschlag, welcher seit 1832 keinen bedeutenden Schaden mehr anrichtete, nur selten vor; die Ernte tritt fünf bis sechs Tage später als in Vaihingen ein.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften (Suppinger-, Brabanter Pflüge, Walze etc.) und mit Rücksicht auf Düngerbereitung gut betrieben; man baut hauptsächlich Dinkel, etwas Einkorn, dann Hafer, Gerste, Wicken, Linsen. Bei einer Aussaat von 6 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer und 2 Sri. Gerste, wird der durchschnittliche Ertrag per Morgen zu 10–12, zuweilen 14 Scheffel Dinkel, 7–8 Scheffel Hafer, 4–6 Scheffel Gerste angegeben. In der beinahe ganz angeblümten Brache baut man, wegen Mangels an Wiesen, besonders viel Futterkräuter, ferner Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen, Kohlraben, Kraut in Ländern, ziemlich viel Mohn, wenig Reps und Tabak. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 500 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 80 fl. Ein beträchtlicher Verkauf an Dinkel, weniger an Hafer, findet hauptsächlich an einige im Ort ansäßige Fruchthändler statt, welche die Früchte in das Badische absetzen. Der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)